Vietnam-US-Handelsabkommen unter Trump: Zölle und Unsicherheit für Vietnams Exportwirtschaft

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By Sebastian

Vietnams proaktives Engagement mit der US-Regierung unter Präsident Donald Trump zur Sicherung eines Zolltarifabkommens hat paradoxerweise erhebliche Unsicherheit in seinen wichtigen Exportsektor gebracht. Obwohl eine frühe Einigung erzielt wurde, die unmittelbar hohe Zölle abwendete, lassen das Fehlen eines umfassenden Abkommenstextes und die mangelnde Klarheit über kritische Klauseln vietnamesische Hersteller und Regierungsbeamte vor einer nahenden Frist mit komplexen Implikationen konfrontiert.

  • Ein frühes Zolltarifabkommen mit der Trump-Regierung wurde erzielt.
  • Ein pauschaler Zoll von 20 % auf vietnamesische Waren wurde festgelegt, um eine potenziell höhere Rate von 46 % zu vermeiden.
  • Die Vereinbarung erfolgte vor dem Stichtag 9. Juli, aber das Fehlen detaillierter Bestimmungen sorgt für Unsicherheit.
  • Eine drohende Frist für eine Neuregelung am 1. August verstärkt den Druck.
  • Besonders umstritten sind vage „Transshipment“-Klauseln, die zu 40 % Zöllen auf Waren mit chinesischen Bestandteilen führen könnten.
  • Hanoi unternimmt diplomatische Anstrengungen, um Klarheit zu schaffen und die Anerkennung als Marktwirtschaft zu erlangen.

Das von Präsident Trump öffentlich angekündigte Abkommen setzte einen pauschalen Zoll von 20 % auf vietnamesische Waren fest, wodurch Vietnam effektiv eine potenziell höhere Rate von 46 % vermeiden konnte. Diese schnelle Maßnahme wurde vor einer Frist am 9. Juli ergriffen und machte Vietnam zu einer von nur zwei Nationen, die solche Bedingungen sicherten. Fast einen Monat später, mit dem drohenden Reset-Datum am 1. August, hat der Mangel an detaillierten Bestimmungen Schlüsselindustrien in der Schwebe gelassen. Zum Beispiel meldet Thanh Cong Garment, ein wichtiger Zulieferer für globale Marken wie Adidas und Calvin Klein, einen Rückgang der US-Bestellungen für das dritte Quartal um 15-20 %. Der Vorsitzende des Unternehmens, Tran Nhu Tung, formulierte die vorherrschende Besorgnis und stellte die Frage, ob der 20 %-Zoll universell gilt oder für Produkte mit chinesischen Materialien ansteigt.

Unklarheiten bei den „Transshipment“-Klauseln

Ein Hauptstreitpunkt und Anlass zur Sorge ist eine vage „Transshipment“-Klausel, die einen 40 %-Zoll auf bestimmte Waren auferlegen könnte. Die Ambiguität liegt im undefinierten Umfang des Begriffs „Transshipment“, was zu Befürchtungen führt, dass Produkte, die legitim in Vietnam hergestellt wurden, aber chinesische Komponenten verwenden – eine gängige Praxis, insbesondere in der Bekleidungsindustrie, die etwa 70 % ihrer Rohmaterialien aus China bezieht – diesen höheren Zöllen unterliegen könnten. Rich McClellan, Gründer von RMAC Advisory, einer Beratungsfirma für Unternehmen und die vietnamesische Regierung, hob diese Klausel als „den zweideutigsten und potenziell riskantesten Teil dieser Vereinbarung“ hervor. Der Ökonom Michael Wan von MUFG stellte ferner fest, dass die Auswirkungen der Klausel von der Auslegung der Trump-Administration abhängen, die von der Bekämpfung eklatanter betrügerischer Kennzeichnungen bis zur Festlegung von Schwellenwerten für den Gehalt an ausländischen Materialien reichen kann, wobei Letzteres eine erhebliche Bedrohung für vietnamesische Exporte darstellt.

Diese Situation verschärft die Prüfung der aufstrebenden Handelsbeziehungen Vietnams mit den USA. Fast ein Drittel aller vietnamesischen Exporte gehen in die USA, und der Handelsüberschuss mit Amerika erreichte 2024 123 Milliarden Dollar, womit er der drittgrößte nach China und Mexiko ist. Washington betrachtet diesen Erfolg mit zunehmender Skepsis, teilweise aufgrund der Tatsache, dass chinesische Investoren im letzten Jahr fast jedes dritte neue Fertigungsprojekt in Vietnam finanzierten, was Fragen über eine mögliche Umgehung der US-Zölle auf chinesische Waren aufwirft.

Hanois diplomatischer Vorstoß für Klarheit

Als Reaktion auf die wachsende Unsicherheit traf sich Premierminister Pham Minh Chinh kürzlich in Hanoi mit dem U.S.-ASEAN Business Council. Der Rat, der große amerikanische Unternehmen wie Apple, Amazon und Boeing vertritt, wurde von Pham eindringlich gebeten, Vietnams Bemühungen zu unterstützen, ein umfassendes Abkommen abzuschließen, niedrigere Zollsätze auszuhandeln und Maßnahmen zu verhindern, die die bilateralen Handelsbeziehungen schädigen könnten. Der Premierminister forderte US-Unternehmen auch auf, sich für die Anerkennung Vietnams als Marktwirtschaft einzusetzen, eine Bezeichnung, die seine Anfälligkeit für handelspolitische Schutzmaßnahmen verringern würde.

Trotz dieser Handelshemmnisse hat sich die ausländische Direktinvestition (FDI) in Vietnam als widerstandsfähig erwiesen und ist im ersten Halbjahr um fast 30 % auf 21,5 Milliarden Dollar gestiegen. US-Einzelhändler schlagen jedoch Alarm. Steve Greenspon, Gründer von Honey-Can-Do, warnte, dass ein 20 %-Zoll unweigerlich zu höheren Preisen und Inflation für Verbraucher führen würde, was folglich die Nachfrage reduzieren und amerikanische Unternehmen sowie Arbeitsplätze negativ beeinflussen würde. Während Hanoi weiterhin auf Klarheit und definitive Bedingungen drängt, bleibt die letztendliche wirtschaftliche Auswirkung dieses frühen Handelsabkommens abzuwarten, was Hersteller und politische Entscheidungsträger in einem Zustand vorausschauender Unsicherheit zurücklässt.

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