Vor dem Hintergrund anhaltender globaler wirtschaftlicher Belastungen und geopolitischer Komplexitäten hat der Markt für Fusionen und Übernahmen (M&A) im ersten Halbjahr 2025 eine unerwartete Widerstandsfähigkeit bewiesen. Dieser Zeitraum trotzt anfänglicher Besorgnis und zeigt eine bemerkenswerte Erholung des Transaktionswerts und -volumens, insbesondere in Europa, das nun auf seine stärkste M&A-Performance seit über einem Jahrzehnt zusteuert.
- Der M&A-Markt zeigte im ersten Halbjahr 2025 eine unerwartete Widerstandsfähigkeit.
- Der globale Deal-Wert erreichte 2,0 Billionen US-Dollar bei 24.793 Transaktionen (+13,6% Wert, +16,2% Volumen gegenüber Vorjahr).
- Europa steuert auf die höchste M&A-Performance seit über einem Jahrzehnt zu, getragen vom IT-Sektor mit einem starken Quartalswachstum.
- Die Verringerung der „Bewertungslücke“ durch sinkende Inflation und Zinsen erleichtert Abschlüsse.
- Strategische Neuausrichtungen (grüne Transformation, KI) und geopolitische Verschiebungen fördern M&A-Aktivitäten.
- Ein Wandel in der EU-Regulierungsphilosophie (beeinflusst durch den Draghi-Bericht) zielt auf die Förderung global wettbewerbsfähiger europäischer Champions ab.
Die globale M&A-Aktivität verzeichnete einen erheblichen Aufschwung, wobei der gesamte Transaktionswert im ersten Halbjahr 2025 laut Pitchbooks jüngstem M&A-Bericht 2,0 Billionen US-Dollar bei 24.793 Transaktionen erreichte. Dies entspricht jährlichen Steigerungen von 13,6% beim Wert und 16,2% beim Volumen. Insbesondere Europa hat eine robuste Deal-Aktivität erlebt, wobei die aktuellen Trends das Potenzial für die höchste M&A-Anzahl seit über einem Jahrzehnt signalisieren und eine breit angelegte Erholung des Anleger- und Unternehmensvertrauens anzeigen.
Strategische Treiber und Marktdynamiken
Ein wesentliches Hemmnis für den Abschluss von Deals in den letzten Jahren, die „Bewertungslücke“ – die Divergenz zwischen Käufer- und Verkäufererwartungen hinsichtlich des Vermögenswerts – beginnt sich zu verringern. Diese Lücke hatte sich 2023 intensiviert, als Unternehmen, die während des M&A-Booms von 2020 Geschäfte erworben hatten, Schwierigkeiten hatten, ihre Verkaufspreiserwartungen mit einem Markt in Einklang zu bringen, der von steigenden Zinsen, Inflation und Zöllen geprägt war. Während Mechanismen wie „Earn-outs“ eingesetzt wurden, um diese Unterschiede zu überbrücken, hat das jüngste Nachlassen von Inflation und Zinsen die Finanzmodellierung für Käufer vereinfacht, diese strukturelle Reibung reduziert und reibungslosere Verhandlungen ermöglicht.
Jenseits makroökonomischer Verschiebungen gestalten strategische Notwendigkeiten die M&A-Aktivität tiefgreifend um. Viele Unternehmensführer bewerten ihre Kerngeschäftsmodelle neu, angetrieben von der zunehmenden Bedeutung von Themen wie der grünen Transformation und künstlicher Intelligenz. Diese strategische Neuausrichtung erfordert oft M&A zur Veräußerung nicht zum Kerngeschäft gehörender Vermögenswerte oder zum Erwerb von Fähigkeiten, die für zukünftiges Wachstum unerlässlich sind. Geopolitische Verschiebungen beeinflussen ebenfalls Portfolioentscheidungen, da Unternehmen ihre Marktexposition optimieren wollen. Darüber hinaus erleben Sektoren mit geringen Margen, wie die Automobil- und Chemieindustrie, einen erhöhten Konsolidierungsdruck, teilweise aufgrund von Zolleinflüssen der US-Regierung. Umgekehrt machen weltweit gestiegene Verteidigungsausgaben, teilweise angestoßen durch Aufrufe von Präsident Donald Trump, Luftfahrt- und Rüstungsunternehmen zu attraktiven M&A-Zielen. Der IT-Sektor in Europa führte diesen Trend deutlich an und verzeichnete im 2. Quartal 2025 eine quartalsweise Steigerung des M&A-Wertes um 36,6%.
In Europa scheint ein bemerkenswerter Wandel in der Regulierungsphilosophie im Gange zu sein, der darauf abzielt, industrielle Champions zu fördern, die global wettbewerbsfähig sind. Diese sich entwickelnde Perspektive, maßgeblich beeinflusst durch den Draghi-Bericht vom September, der sich für eine stärkere Konsolidierung aussprach, markiert eine Abkehr von der historischen Vorsicht gegenüber Großfusionen. Traditionell wurde die Europäische Kommission dafür kritisiert, bedeutende Deals unter Berufung auf Wettbewerbsbedenken zu blockieren, wie bei früher vorgeschlagenen Fusionen wie Siemens Mobility-Alstom oder Ryanair-Aer Lingus und dem anhaltenden Stocken von Mars-Kellanova zu sehen war. Es wächst jedoch die Erkenntnis innerhalb der EU, dass Größe nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit mangelndem Wettbewerb ist, insbesondere in global wettbewerbsintensiven Sektoren wie Finanzdienstleistungen oder Verteidigung, wo europäische Champions als entscheidend erachtet werden. Diese strategische Notwendigkeit wird durch steigende Militärausgaben in den Mitgliedstaaten unterstrichen, insbesondere als Reaktion auf geopolitische Spannungen und Aufrufe von Präsident Donald Trump zu größeren Verteidigungsinvestitionen.
Die Entwicklung des M&A-Marktes für die zweite Hälfte des Jahres 2025 erscheint ausgewogen, gekennzeichnet durch ein komplexes Zusammenspiel von Optimismus und Vorsicht. Sinkende Zinsen und ein erneuter Unternehmenshunger nach strategischer Größe wirken anhaltenden Wirtschaftsrisiken und handelspolitischen Unsicherheiten entgegen, insbesondere solchen im Zusammenhang mit Zöllen unter der Regierung von Präsident Donald Trump. Wichtige Indikatoren, die zu beobachten sind, umfassen geopolitische Entwicklungen in der Ukraine, weitere regulatorische Verschiebungen und Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank und der Federal Reserve. Ein entscheidender Faktor zur Aufrechterhaltung der Dynamik wird auch der Abbau des Rückstaus bei Private-Equity-Exits sein, der erhebliche Kapitalmengen für neue Investitionen freisetzen würde. Während der Markt noch nicht „glühend heiß“ sein mag, ermöglichen sorgfältige Ausführung und rigorose Bewertungsverfahren zunehmend erfolgreiche Abschlüsse.

Sebastian ist unser Spezialist für Makroökonomie und Geldpolitik: Er zerlegt EZB-Protokolle, vergleicht weltweite Inflationsdaten und liefert Leitartikel, die selbst Zentralbankerinnen lesen, um am Puls der Märkte zu bleiben. Mit über zehn Jahren Erfahrung in Research-Häusern verbindet er akademische Tiefe mit journalistischer Klarheit – und findet stets den passenden historischen Vergleich, wenn ein neuer Konjunkturzyklus anrollt. Angeblich hat er einmal versucht, seine Kaffeemaschine auf „Quantitative Easing“ umzustellen; seither gibt sie doppelte Espresso-Shots aus, doch die Geldmenge in seiner Brieftasche blieb erstaunlich stabil.