Barclays hat seine Prognosen für den Brent-Rohölpreis für 2025 und 2026 deutlich nach oben korrigiert, was auf eine robustere Marktaussicht hindeutet, die primär durch sich festigende fundamentale Bedingungen und weniger durch unmittelbare geopolitische Faktoren getragen wird. Diese Neubewertung durch das Finanzinstitut unterstreicht eine Verschiebung der Marktwahrnehmung, bei der zugrunde liegende Angebots-Nachfrage-Dynamiken zunehmend die Preisentwicklung bestimmen, selbst wenn geopolitische Risikoprämien schwinden.
Überarbeitete Preisprognosen und Marktdynamik
Das Institut prognostiziert nun einen Brent-Rohölpreis von 72 US-Dollar pro Barrel für 2025 und 70 US-Dollar pro Barrel für 2026, was einer Anhebung um 6 bzw. 10 US-Dollar gegenüber früheren Schätzungen entspricht. Diese Aufwärtskorrektur resultiert primär aus einer angespannteren globalen Rohölbilanz; die Lagerbestände sanken im zweiten Quartal, obwohl die Organisation der Erdöl exportierenden Länder und ihre Verbündeten (OPEC+) ihr Fördertempo beschleunigten. Analysten nennen ein stärkeres Nachfragewachstum, eine schwächere Ausweitung des Angebots außerhalb der OPEC sowie die Aufwärtskorrektur der Basisanfrageprognosen durch die Internationale Energieagentur (IEA) als Schlüsseltreiber für diesen angespannteren Markt.
Treiber der Nachfrageentwicklung
Barclays hat seine Prognose für das globale Ölnachfragewachstum deutlich um 260.000 Barrel pro Tag angehoben, wobei erhebliche Beiträge von den Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet werden. Konkret wird die US-Ölnachfrage in diesem Jahr voraussichtlich um 130.000 Barrel pro Tag steigen – eine Steigerung um 100.000 Barrel pro Tag gegenüber früheren Prognosen. Dies ist teilweise auf einen Nachfrageschub zu Beginn des Jahres zurückzuführen, obgleich weiterhin eine allmähliche Verlangsamung der Aktivität erwartet wird.
Herausforderungen auf der Angebotsseite
Auf der Angebotsseite beschleunigt die OPEC+ zwar den Ausstieg aus ihren freiwilligen Produktionskürzungen, doch die tatsächlichen Fördersteigerungen dürften hinter den Zielen zurückbleiben. Diese Diskrepanz wird größtenteils auf den internen Druck auf einige OPEC+-Produzenten zurückgeführt, die gezwungen sind, die Produktion zu drosseln, um frühere Quotenüberschreitungen zu kompensieren. Diese Dynamik führt oft zu einer verbesserten kollektiven Einhaltung der Quoten durch die Gruppe, aber zu einem langsameren effektiven Wachstum des Gesamtangebots.

Lukas durchleuchtet Quartalsberichte mit der Präzision eines Datenanalysten und dem Spürsinn eines Investigativjournalisten. Seine Schwerpunkte reichen von DCF-Modellen bis zu Governance-Scores, wodurch er Anlegerinnen und Anlegern konkrete Handlungsoptionen aufzeigt – verständlich, nachvollziehbar und immer faktenbasiert. Er glaubt fest daran, dass Kennzahlen mehr verraten als Vorstandspräsentationen, weshalb er bei Earnings-Calls neben dem Ton auch die Kaffeetassenanzahl des Managements im Blick behält: Je leerer, desto spannender der Ausblick.