Chinas Industrie unter Druck: Deflation, Überkapazitäten und fallende Gewinne

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By Sebastian

Chinas Industriesektor kämpft mit erheblichen wirtschaftlichen Gegenwind, was sich in einem anhaltenden Rückgang der Unternehmensgewinne zeigt. Dieses herausfordernde Umfeld wird primär durch anhaltende Deflation bei den Erzeugerpreisen, gedämpften Binnenkonsum und Unsicherheiten in den globalen Handelsdynamiken angetrieben. Der Trend unterstreicht den Druck, der aus industrieller Überkapazität und intensivem Preiswettbewerb resultiert und die Unternehmensmargen in verschiedenen Fertigungssegmenten drückt.

  • Chinas Industriegewinne sind im ersten Halbjahr um 1,8 % geschrumpft.
  • Hauptursachen sind Deflation bei den Erzeugerpreisen, schwacher Binnenkonsum und Überkapazitäten.
  • Die Regierung bekämpft Preiskämpfe, insbesondere in den Sektoren Automobil und Solarmodule.
  • Staatseigene Unternehmen verzeichneten einen Gewinnrückgang von 7,6 %, während Privat- (+1,7 %) und Auslandsunternehmen (+2,5 %) widerstandsfähiger waren.
  • Ökonomen erwarten eine langsame Erholung aufgrund anhaltender Deflation und Bedenken hinsichtlich Arbeitsplatzverlusten.

Aktuelle wirtschaftliche Herausforderungen in Chinas Industrie

Aktuelle Daten des Nationalen Statistikamtes verdeutlichen die Schwere dieses Abschwungs. Die Industriegewinne verzeichneten im Juni einen Rückgang von 4,3 % im Jahresvergleich, nachdem im Mai bereits ein stärkerer Rückgang von 9,1 % zu verzeichnen war. Im ersten Halbjahr schrumpften die kumulierten Gewinne um 1,8 %, eine Ausweitung gegenüber dem im Mai gemeldeten Rückgang von 1,1 %. Dieser anhaltende Abwärtstrend spiegelt die Auswirkungen eines überversorgten Marktes wider, in dem Hersteller aggressive Preisstrategien verfolgen und letztlich die Rentabilität schmälern.

Regierungsmaßnahmen und die Reaktion des Marktes

Die Regierung geht diese Probleme aktiv an, insbesondere die grassierenden Preiskämpfe in Schlüsselbereichen wie Automobilen und Solarmodulen. Diese Bemühungen zielen darauf ab, die Marktbedingungen zu stabilisieren und eine weitere Erosion der Unternehmenseinnahmen zu verhindern. Laut Yu Weining, einem Statistiker des Nationalen Statistikamtes, besteht die strategische Notwendigkeit, „die Bildung eines einheitlichen nationalen Marktes zu vertiefen, den Binnenkreislauf zu stärken und eine qualitativ hochwertige industrielle Entwicklung zu fördern.“ Diese Aussage signalisiert eine klare politische Ausrichtung auf die Förderung eines kohärenteren und weniger fragmentierten Binnenmarktes.

Ökonomen erwarten, dass staatliche Interventionen allmählich zu einer Verbesserung der Unternehmensgewinne führen könnten. Maßnahmen wie strengere Vorschriften zur Eindämmung destruktiver Konkurrenz und Konjunkturprogramme, wie Fahrzeugtauschprämien, die an „Cash for Clunkers“-Regelungen erinnern, sollen die Binnennachfrage ankurbeln. Die vorherrschende Deflation bei den Erzeugerpreisen, die ihren tiefsten Stand seit fast zwei Jahren erreicht hat und durch schwachen Konsum sowie Überschussproduktion verschärft wird, stellt jedoch ein erhebliches Hindernis für eine schnelle Erholung dar.

Divergierende Leistungsbilder und zukünftige Aussichten

Eine interessante Leistungsdivergenz zeigt sich bei Unternehmen unterschiedlicher Eigentümerstrukturen innerhalb der Industrielandschaft. Staatseigene Unternehmen (SOEs) trugen die Hauptlast des Abschwungs und meldeten im ersten Halbjahr einen Gewinnrückgang von 7,6 %. Im Gegensatz dazu zeigten private Unternehmen eine größere Widerstandsfähigkeit und erzielten einen Gewinnanstieg von 1,7 %, während ausländisch finanzierte Unternehmen einen Zuwachs von 2,5 % verzeichneten. Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass private und ausländische Unternehmen möglicherweise über größere Agilität verfügen oder in Segmenten tätig sind, die weniger von den aktuellen Herausforderungen betroffen sind, oder potenziell von unterschiedlichen Betriebseffizienzen profitieren. Mehrere prominente Hersteller, darunter die Guangzhou Automobile Group und die JAC Group, bereiten sich Berichten zufolge auf beispiellose Quartalsverluste im August vor.

Mit Blick auf die Zukunft hat die chinesische Regierung zugesagt, die Maßnahmen gegen aggressive Preissenkungen zu intensivieren, was auf eine potenzielle weitere Reduzierung der Industriekapazitäten hindeutet. Analysten warnen jedoch, dass die aktuellen Reformen die Deflationstrends möglicherweise nicht so schnell umkehren werden wie in früheren Wirtschaftszyklen, was größtenteils auf Bedenken hinsichtlich potenzieller Arbeitsplatzverluste bei der Umstrukturierung von Industrien zurückzuführen ist. Die Daten für diesen Bericht umfassen Industrieunternehmen mit Jahreseinnahmen von mindestens 20 Millionen Yuan, etwa 2,8 Millionen US-Dollar, die aus ihren primären Geschäftstätigkeiten stammen.

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