Eine tiefgreifende Verschiebung der Wirtschaftsgesinnung erfasst Chinas vermögende Bevölkerungsgruppe, wobei das Pessimismusniveau unter den Wohlhabenden nun die Tiefen der Pandemieära 2022 widerspiegelt. Dieser entmutigende Ausblick, hervorgehoben durch eine aktuelle Studie von Oliver Wyman, signalisiert eher eine tiefere, fester verankerte Veränderung der Denkweise als eine vorübergehende Reaktion und hat erhebliche Auswirkungen auf Konsummuster und Investitionsverhalten innerhalb der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.
- Das Pessimismusniveau unter wohlhabenden Chinesen hat das Niveau der Pandemieära von 2022 erreicht oder für den Fünf-Jahres-Ausblick sogar übertroffen.
- Hauptursachen für den Vertrauensverlust sind anhaltend schwacher Binnenkonsum, deflationäre Tendenzen und sinkende Immobilienpreise.
- Jüngere Erwachsene (18-28 Jahre), insbesondere in Großstädten, zeigen das höchste Pessimismusniveau aufgrund hoher Jugendarbeitslosigkeit.
- Der offizielle Konsumklimaindex lag im Mai bei 88 und spiegelt eine anhaltende mangelnde Zuversicht wider.
- Trotz der gedämpften Stimmung steigt paradoxerweise die Reiselust ins Ausland, wobei der Fokus von Luxusgütern auf Erlebnisse verlagert wird.
Die im Mai durchgeführte Umfrage ergab, dass 22 % der wohlhabenden chinesischen Befragten eine negative Einschätzung des wirtschaftlichen Umfelds hatten, was die im Oktober 2022 verzeichneten 21 % übertraf – eine Zeit, in der Pekings strikte Null-COVID-Politik noch weitgehend in Kraft war. Bemerkenswerter ist, dass die Fünf-Jahres-Prognose für Optimismus in dieser Gruppe noch stärker unter das Niveau von 2022 gefallen ist, was auf eine grundlegende Neubewertung des zukünftigen Wohlstands hindeutet. Dieser Vertrauensverlust wird größtenteils mehreren miteinander verbundenen Faktoren zugeschrieben, darunter anhaltend schwacher Binnenkonsum, fortgesetzte deflationäre Tendenzen und ein erheblicher Rückgang der Immobilienpreise, die traditionell das Fundament des Haushaltsvermögens in China bilden.
Generationelle Unterschiede und gesellschaftlicher Druck
Die Studie, die 2.000 Haushalte mit einem monatlichen Einkommen von über 30.000 Yuan (etwa 4.180 US-Dollar) umfasste, legte eine deutliche generationelle Kluft in der Wirtschaftsprognose offen. Junge Erwachsene im Alter von 18 bis 28 Jahren, insbesondere jene in großen städtischen Zentren, zeigten das höchste Pessimismusniveau. Diese demografische Gruppe ist überproportional von hohen Jugendarbeitslosigkeitsraten betroffen, die weiterhin im zweistelligen Bereich liegen und zu weit verbreiteter Frustration und Ernüchterung hinsichtlich wirtschaftlicher Chancen führen.
Im Gegensatz dazu erwies sich die Altersgruppe der 29- bis 44-Jährigen als die optimistischste Kohorte. Analysten legen nahe, dass dieses Segment, oft durch größere Arbeitsplatzstabilität und akkumulierte Vermögenswerte begünstigt, einen stärkeren Glauben an das Potenzial einer wirtschaftlichen Erholung bewahrt. Das breitere Konsumklima bleibt jedoch gedämpft; der offizielle Konsumklimaindex, der im Mai bei 88 lag, spiegelt einen anhaltenden Mangel an öffentlicher Zuversicht wider. Darüber hinaus wächst die Enttäuschung über wahrgenommene ungleiche Chancen, ein Anliegen, das 2023 zur am häufigsten genannten Ursache für Armut avancierte – ein bemerkenswerter Anstieg von seinem sechsten Platz zwei Jahrzehnte zuvor.
Paradoxe Entwicklungen im internationalen Reiseverkehr
Trotz der vorherrschenden wirtschaftlichen Trübheit hat sich ein überzeugendes Paradoxon gezeigt: Die Reiselust ins Ausland unter wohlhabenden Chinesen nimmt zu. Oliver Wyman prognostiziert, dass 37 % der wohlhabenden Chinesen in diesem Jahr ins Ausland reisen werden, was die 32 % von 2019 übertrifft. Bis Mai hatten bereits 27 % internationale Reisen unternommen, wobei weitere 10 % vor Jahresende reisen dürften.
Dieser Anstieg des Auslandsreiseverkehrs geht jedoch mit einer deutlichen Verschiebung der Zielpräferenzen einher. Traditionelle Reiseziele wie die Vereinigten Staaten haben an Popularität verloren, während Länder wie Malaysia und Japan ihre Besucherzahlen aus China vor der Pandemie vollständig wiederhergestellt oder sogar übertroffen haben. Analysten beobachten, dass sich die Priorität dieser Reisenden vom Erwerb von Luxusgütern hin zum Streben nach sofortigem Genuss und Erlebnisbereicherung verlagert hat. Dieser Verhaltenswandel unterstreicht eine pragmatische Anpassung an die wirtschaftliche Unsicherheit, bei der der Impuls, sich durch Erlebnisse „jetzt besser zu fühlen“, Vorrang vor langfristigen Luxusinvestitionen hat. Dieser Trend ist im Begriff, sowohl den globalen Luxusmarkt als auch zukünftige Konsumerwartungen neu zu definieren, was ein komplexes Zusammenspiel zwischen Vorsicht und dem Wunsch nach sofortiger Befriedigung widerspiegelt.

Emma spürt disruptive Geschäftsmodelle auf, bevor sie die Schlagzeilen erreichen. Ob Blockchain-Start-up oder DeepTech-Spin-off, sie ordnet Innovationen in den größeren Marktkontext ein, erklärt regulatorische Hürden und zeigt Investitionspotenziale auf – alles unterfüttert mit Interviews aus ihrem Netzwerk aus Gründerinnen, VC-Partnern und Tech-Forscherinnen. In ihrer Freizeit sammelt sie allerdings keine NFTs, sondern Kaffeestempelkarten; manche nennen das „analoge Tokenisierung“, sie nennt es einfach guten Geschmack.