Das Streben nach einem Unternehmenszweck, der über unmittelbare Aktionärsrenditen hinausgeht, prägt zunehmend die strategische Landschaft globaler Unternehmen – eine Reise, die oft mit Komplexität und internen Spannungen verbunden ist. Danone, ein multinationaler Lebensmittelkonzern, ist ein Beispiel für diese Herausforderung. Obwohl das Unternehmen 2020 als erstes börsennotiertes Unternehmen den französischen Status „société à mission“ annahm und es zu einem anschließenden Führungswechsel aufgrund des Drucks aktivistischer Investoren kam, hat Danone sein Engagement für Umwelt-, Sozial- und Governance-Ziele (ESG) konsequent fortgesetzt, einschließlich des ehrgeizigen Ziels, die weltweit größte B Corporation zu werden.
- Danone wurde 2020 das erste börsennotierte Unternehmen mit dem Status „société à mission“ in Frankreich.
- 2021 erfolgte ein Führungswechsel, ausgelöst durch den Druck aktivistischer Investoren auf den damaligen CEO Emmanuel Faber.
- Danone hat sich das Ziel gesetzt, die weltweit größte B Corporation zu werden.
- Das Unternehmen strebt bis 2030 eine Reduzierung der Methanemissionen aus der Tierhaltung um 30 Prozent an.
Das Engagement für einen breiteren Unternehmenszweck wurde 2021 auf eine harte Probe gestellt, als der damalige Vorstandsvorsitzende Emmanuel Faber vom Danone-Vorstand abgesetzt wurde. Diese Entscheidung folgte dem Druck aktivistischer Investoren, die argumentierten, die Priorisierung von ESG-Initiativen sei der finanziellen Performance abträglich. Obwohl Gegenargumente nahelegten, dass Marktbedingungen und nicht ESG-Ausgaben für die Unterperformance verantwortlich waren, war Fabers tiefes Engagement für die Integration von ESG-Prinzipien unbestreitbar. Sein Abgang unterstrich die anhaltende Reibung zwischen der traditionellen Aktionärsorientierung und dem aufkommenden Modell des Stakeholder-Kapitalismus – ein Konzept, das Danones früherer CEO Antoine Riboud bereits 1972 bekanntermaßen befürwortete.
Strategische Verpflichtungen für nachhaltige Lebensmittelsysteme
Danones Kernmission wird durch die inhärenten Komplexitäten nachhaltiger Lebensmittelsysteme erschwert. Die globale Lebensmittelversorgungskette, insbesondere die Viehzucht, ist für etwa 20 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich und eng mit Themen wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Wasserknappheit verknüpft. Um dies anzugehen, verfolgt Danone einen vielschichtigen Ansatz. Das Unternehmen strebt bis 2030 eine Reduzierung der Methanemissionen aus der Viehzucht um 30 Prozent an und investiert in fortschrittliches Güllemanagement sowie Futterzusätze wie Bovaer, den ersten von der FDA zugelassenen Methanhemmer für Enterale, und die auf Algen basierenden Lösungen von Symbrosia. Gleichzeitig erweitert Danone sein pflanzliches Portfolio erheblich, nach der Akquisition von WhiteWave Foods (Muttergesellschaft von Alpro und Silk) im Jahr 2017, die Danone als Marktführer für milchfreie und pflanzliche Alternativen positionierte.
B Corp-Zertifizierung in großem Maßstab meistern
Unter der Führung von Emmanuel Fabers Nachfolger, Antoine de Saint-Affrique, hat Danone sein Engagement für seine Mission bekräftigt, mit dem Ziel, die größte B Corporation zu werden. Dieses Bestreben verdeutlicht eine erhebliche Herausforderung: die Integration umfassender Nachhaltigkeitsstandards in einem multinationalen Unternehmen. Die Erlangung des B Corp-Status ist für kleinere, gründergeführte Unternehmen mit transparenten Lieferketten und fokussierten Betrieben oft einfacher. Für einen Mischkonzern wie Danone, mit fast 90.000 Mitarbeitern in über 55 Ländern und einem Jahresumsatz von 28 Milliarden Euro, erfordert der Prozess eine erhebliche Anpassung seitens der Zertifizierungsstellen wie B Lab.
B Lab, die gemeinnützige Organisation, die das B Corp-Siegel vergibt, musste ihre eigenen Standards anpassen, um multinationalen Unternehmen gerecht zu werden. Diese Anpassung war nicht ohne Kontroversen, wie der Widerstand zeigte, als Nestlés Nespresso-Sparte den B Corp-Status erhielt, was zu Greenwashing-Vorwürfen von einer Koalition zuvor zertifizierter Kaffeeunternehmen führte. Trotz dieser Kritik betrachtet B Lab die Einbeziehung großer Konzerne als entscheidend, um die Wirkung der Bewegung zu erweitern. Im Jahr 2022 machten multinationale Unternehmen zwar nur zwei Prozent der zertifizierten B Corps aus, stellten aber fast 30 Prozent der Mitarbeiter zertifizierter Unternehmen, was das Potenzial für einen weitreichenden Einfluss signalisiert. Helene De Laguiche, Danones globale B Corp-Managerin, bemerkte, dass die Mitarbeiter zwar stark in den Prozess involviert sind, das Unternehmen aber weiterhin seine Kommunikationsstrategien verfeinert, um den Wert des B Corp-Status externen Stakeholdern, einschließlich Kunden und Investoren, effektiv zu vermitteln.
Der fortwährende Weg von Danone unterstreicht eine zentrale Debatte in der modernen Unternehmensführung: die Rolle von Unternehmen bei der Bewältigung gesellschaftlicher und ökologischer Herausforderungen, die über die kurzfristige Gewinnmaximierung hinausgehen. Die Entwicklung von Rahmenwerken wie „société à mission“ und der B Corp-Zertifizierung spiegelt die wachsende Erkenntnis wider, dass die Integration eines tieferen Unternehmenszwecks in die fundamentale DNA eines Unternehmens nicht nur eine ethische Entscheidung ist, sondern eine strategische Notwendigkeit, die dessen langfristige Widerstandsfähigkeit und Wertversprechen in einer zunehmend bewussten Weltwirtschaft prägt.

Sebastian ist unser Spezialist für Makroökonomie und Geldpolitik: Er zerlegt EZB-Protokolle, vergleicht weltweite Inflationsdaten und liefert Leitartikel, die selbst Zentralbankerinnen lesen, um am Puls der Märkte zu bleiben. Mit über zehn Jahren Erfahrung in Research-Häusern verbindet er akademische Tiefe mit journalistischer Klarheit – und findet stets den passenden historischen Vergleich, wenn ein neuer Konjunkturzyklus anrollt. Angeblich hat er einmal versucht, seine Kaffeemaschine auf „Quantitative Easing“ umzustellen; seither gibt sie doppelte Espresso-Shots aus, doch die Geldmenge in seiner Brieftasche blieb erstaunlich stabil.