Die jüngste Entwicklung des Euro gegenüber dem US-Dollar signalisiert eine komplexe Verschiebung an den Devisenmärkten, wobei sein unmittelbarer Rückgang nach dem Handelsabkommen scharf mit längerfristigen Erholungsprognosen kontrastiert. Nach einer vorläufigen Handelsvereinbarung zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten schwächte sich der Euro um über 2 % ab, was Fragen zur Nachhaltigkeit seiner vorherigen Rallye aufwarf. Diese unmittelbare Marktreaktion spiegelt zugrunde liegende wirtschaftliche Divergenzen und unterschiedliche geldpolitische Pfade zwischen den beiden großen Wirtschaftsblöcken wider und bereitet die Bühne für potenzielle Währungsneubewertungen bis 2026.
- Unmittelbare Euro-Schwächung um über 2 % nach dem EU-US-Handelsabkommen.
- Das Handelsabkommen sieht einen Basiszollsatz von 15 % vor, der jedoch ein 30%-Zollszenario abwendet.
- Geringes Wachstum in der Eurozone (0,1 % BIP) im Kontrast zum robusten US-Wachstum (3 % BIP).
- Divergierende Geldpolitik: Erwartete Zinssenkungen der Fed gegenüber einem konstanten EZB-Leitzins von 2 %.
- Langfristige Prognose einer Euro-Erholung auf 1,20 USD bis Frühjahr 2026 unter bestimmten Bedingungen.
- Experten sehen strukturelle Risiken und einen möglichen langfristigen Abwärtstrend des US-Dollars.
Unmittelbare Marktreaktion und wirtschaftlicher Druck
Die schnelle Abwertung des Euro nach dem Handelspakt unterstreicht eine Marktstimmung, die für einige Analysten auf eine vorübergehende Erschöpfung der Aufwärtsdynamik der Währung hindeutet. Jane Foley, Leiterin der FX-Strategie bei Rabobank, bezeichnete das Abkommen als „Realitätscheck“. Obwohl es ein wesentlich schwerwiegenderes 30%-Zollszenario erfolgreich abwenden konnte, ist der auferlegte Basiszins von 15 % erheblich höher als frühere Niveaus, was Bedenken hinsichtlich seiner potenziellen Auswirkungen auf das Wachstum in der Eurozone aufkommen lässt. Diese Besorgnis wird durch aktuelle Wirtschaftsdaten verstärkt: Das BIP der Eurozone wuchs im zweiten Quartal um lediglich 0,1 %, und die deutsche Wirtschaft schrumpfte um 0,1 %, trotz Erwartungen an fiskalische Anreize.
Im starken Kontrast dazu verzeichneten die Vereinigten Staaten im selben Zeitraum ein robustes BIP-Wachstum von 3 %, was eine deutliche Erholung von früheren Kontraktionen signalisiert. Diese wirtschaftliche Disparität liefert laut Foley eine fundamentale Begründung für die aktuelle Korrektur des Euro gegenüber dem Dollar, der in den Vormonaten aggressive Gewinne verzeichnet hatte. Matthew Ryan, Marktstratege bei Ebury, teilt diese Ansicht und erklärt, dass das Handelsabkommen „der europäischen Wirtschaft mehr schadet als nützt“, was zum jüngsten Aufschwung des Dollars beiträgt, insbesondere angesichts seines „überverkauften“ Status nach einem herausfordernden ersten Halbjahr.
Divergierende Geldpolitiken und Zukunftsaussichten
Die Pfade der Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) verkomplizieren die Währungsaussichten zusätzlich. Während die Fed die Zinssätze stabil gehalten hat, markiert ein bemerkenswerter Dissens unter ihren Mitgliedern – zwei von elf stimmten für Zinssenkungen – die bedeutendste interne Uneinigkeit seit 1993. Die Markterwartungen gehen derzeit davon aus, dass die Fed vor Jahresende eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte vornehmen wird, gefolgt von zwei weiteren Senkungen im ersten Halbjahr 2026. Umgekehrt scheint die EZB ihren Zinserhöhungszyklus abgeschlossen zu haben und ihren Leitzinsgipfel bei 2 % beizubehalten.
Trotz des unmittelbaren Gegenwinds für den Euro deuten längerfristige Prognosen auf eine potenzielle Erholung hin. Rabobank prognostiziert, dass der Euro bis Frühjahr 2026 1,20 USD gegenüber dem Dollar erreichen könnte, abhängig von einer akkommodierteren Haltung der Fed. Dieses Niveau, das seit vier Jahren nicht mehr erreicht wurde, würde eine signifikante Verschiebung von den aktuellen Niveaus um 1,14 USD darstellen. Holger Schmieding, Chefökonom bei Berenberg, erwartet eine Wiederaufnahme des Abwärtstrends des Dollars im Jahr 2026, primär angetrieben durch das strukturelle Wachstumsdifferential zugunsten Europas gegenüber den USA. Während der Dollar kurzfristig von der Vorsicht der Fed und den gelockerten Handelsspannungen profitiert, warnt Schmieding, dass die zugrunde liegenden strukturellen Risiken, einschließlich Protektionismus, nicht nachhaltiger Fiskalpolitik und Einwanderungsbeschränkungen, bestehen bleiben.
Strategisch gesehen legt Goldman Sachs nahe, dass die neue 15 % „reziproke“ Zollbasis die Wettbewerbsfähigkeit der USA mindern und die ausländische Nachfrage nach auf Dollar lautenden Vermögenswerten dämpfen könnte. Dieses Szenario, kombiniert mit einem potenziell weniger attraktiven Dollar und einem Euro, der durch expansive Fiskalpolitik in der Eurozone gestärkt wird, könnte tatsächlich bis 2026 eine signifikante Verschiebung auf dem globalen Devisenmarkt auslösen. Die entscheidenden Faktoren werden die sich entwickelnden Zinserwartungen und die relativen Wachstumspfade beider Volkswirtschaften sein.

Emma spürt disruptive Geschäftsmodelle auf, bevor sie die Schlagzeilen erreichen. Ob Blockchain-Start-up oder DeepTech-Spin-off, sie ordnet Innovationen in den größeren Marktkontext ein, erklärt regulatorische Hürden und zeigt Investitionspotenziale auf – alles unterfüttert mit Interviews aus ihrem Netzwerk aus Gründerinnen, VC-Partnern und Tech-Forscherinnen. In ihrer Freizeit sammelt sie allerdings keine NFTs, sondern Kaffeestempelkarten; manche nennen das „analoge Tokenisierung“, sie nennt es einfach guten Geschmack.