Europäische Wohnkosten: Analyse des Miet-Einkommens-Verhältnisses in Städten

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By Sebastian

Die steigenden Kosten für städtischen Wohnraum haben sich in ganz Europa zu einer erheblichen wirtschaftlichen Herausforderung entwickelt, die die Haushaltsbudgets zunehmend belastet. Für viele, insbesondere Geringverdiener, verschlingen hohe Mieten in Stadtzentren einen unverhältnismäßig großen, oft nicht tragbaren Anteil des Einkommens. Eine umfassende Analyse, die auf dem „Mapping the World’s Prices Report“ des Deutsche Bank Research Institute basiert, offenbart gravierende Unterschiede bei der Erschwinglichkeit von Wohnraum weltweit und speziell in Europa, wo die durchschnittlichen Netto-Gehälter in einigen urbanen Zentren nicht ausreichen, um selbst die Mieten für einfache Ein-Zimmer-Wohnungen zu decken.

  • Das Miet-Gehalts-Verhältnis übersteigt in Lissabon (116 %) und Istanbul (101 %) 100 %, was das Durchschnittseinkommen für eine Ein-Zimmer-Wohnung in der Innenstadt unzureichend macht.
  • London zeigt ein extrem hohes Miet-Gehalts-Verhältnis von 75 %, während Barcelona, Madrid und Mailand ebenfalls über 70 % liegen.
  • Genf sticht mit einem außergewöhnlich niedrigen Verhältnis von 29 % hervor, primär bedingt durch sehr hohe Durchschnittsgehälter.
  • Die monatlichen Netto-Gehälter variieren weltweit stark, von nur 151 € in Kairo bis 7.307 € in Genf.
  • Die Mietkosten für Ein-Zimmer-Wohnungen in Stadtzentren reichen von 189 € in Kairo bis 3.792 € in New York.
  • Berichte der OECD und Eurostat belegen einen allgemeinen Trend steigender Wohn- und Nebenkosten in der EU über die letzten zwei Jahrzehnte.

Globale und europäische Gehaltslandschaften

Die Analyse der monatlichen Netto-Gehälter zeigt enorme globale Diskrepanzen: von lediglich 151 € in Kairo bis 7.307 € in Genf, wodurch Schweizer Städte durchweg zu den weltweit bestbezahlten zählen. Innerhalb Europas existiert eine signifikante Divergenz: Gehälter in nord- und westeuropäischen Metropolen wie Luxemburg (über 4.000 €), Amsterdam, Kopenhagen und Frankfurt überschreiten häufig 4.000 €. Umgekehrt verzeichnen Städte wie Istanbul (855 €) und Athen (1.044 €) die niedrigsten durchschnittlichen Nettoeinkommen. Unter den Hauptstädten der größten europäischen Volkswirtschaften weisen Rom (2.046 €) und Madrid (2.193 €) niedrigere Durchschnitte auf als Berlin (3.565 €), Paris (3.630 €) und London (3.637 €), wo die Einkommen wesentlich höher sind. Bemerkenswerterweise sind auch US-Städte prominent unter den weltweit bestverdienenden Städten vertreten.

Städtische Mietkosten: Ein breites Spektrum

Die Kosten für die Miete einer Ein-Zimmer-Wohnung in Stadtzentren weisen weltweit eine ähnlich große Bandbreite auf, von 189 € in Kairo bis 3.792 € in New York, wobei US-amerikanische Ballungszentren generell am oberen Ende der Skala liegen. In Europa verzeichnet London mit durchschnittlich 2.732 € die höchsten Mieten, dicht gefolgt von Zürich, Dublin, Amsterdam und Genf, die alle über 2.000 € liegen. Im krassen Gegensatz dazu bietet Athen mit 595 € die niedrigsten Mieten, während Istanbul und Budapest ebenfalls unter 900 € bleiben.

Das entscheidende Miet-Gehalts-Verhältnis: Hotspots der Unerschwinglichkeit

Das wahre Maß für die Erschwinglichkeit von Wohnraum liegt im Miet-Gehalts-Verhältnis, das den Prozentsatz des Einkommens angibt, der für Wohnraum aufgewendet wird. Ein Verhältnis von über 100 % bedeutet, dass das durchschnittliche Netto-Gehalt nicht ausreicht, um die Miete zu decken, und zusätzliche Einkünfte erforderlich sind. In Europa wird diese kritische Schwelle in Lissabon (116 %) und Istanbul (101 %) überschritten, was bedeutet, dass die Durchschnittsgehälter für eine Ein-Zimmer-Wohnung im Stadtzentrum unzureichend sind.

Jenseits dieser Extreme weisen mehrere große europäische Städte extrem hohe Verhältnisse auf, die das verfügbare Einkommen erheblich beeinträchtigen. Alleinstehende Verdiener in London beispielsweise wenden 75 % ihres Gehalts für die Miete auf, eine Belastung, die in Barcelona und Madrid (beide 74 %) sowie Mailand (71 %) nahezu erreicht wird. Über die Hälfte des Durchschnittsgehalts wird auch in Rom (65 %), Dublin (62 %), Athen (57 %), Warschau (56 %), Prag (54 %) und Budapest (52 %) von der Miete absorbiert, was die weit verbreiteten Herausforderungen bei der Erschwinglichkeit auf dem gesamten Kontinent unterstreicht.

Regionen relativer Erschwinglichkeit

Im Gegensatz dazu bieten einige europäische Städte deutlich günstigere Miet-Gehalts-Verhältnisse, was größtenteils auf robuste Durchschnittseinkommen zurückzuführen ist. Genf sticht als einzige europäische Stadt mit einem Verhältnis unter 30 % (29 %) hervor. Andere Städte, in denen weniger als 40 % des Gehalts für die Miete ausgegeben werden, sind Luxemburg (34 %), Frankfurt (34 %), Zürich (35 %), Helsinki (35 %) und Wien (38 %). Es ist entscheidend zu beachten, dass für die meisten dieser Städte, insbesondere Genf, Zürich, Luxemburg und Frankfurt, das niedrige Verhältnis eher auf außergewöhnlich hohe Durchschnittsgehälter als auf grundsätzlich niedrige Mietkosten zurückzuführen ist.

Unter den Hauptstädten der größten europäischen Volkswirtschaften weist Berlin mit 40 % das ausgewogenste Szenario auf, gefolgt von Paris (45 %). Dies steht in scharfem Kontrast zu London (75 %), Madrid (74 %) und Rom (65 %). Andere bemerkenswerte Städte wie Amsterdam (49 %), Stockholm (46 %), Kopenhagen (43 %) und Oslo (42 %) zeigen ebenfalls relativ überschaubare Verhältnisse. Global erstreckt sich die starke Unerschwinglichkeit über Europa hinaus auf Städte wie Bogota (120 %), Mexiko-Stadt (118 %) und New York (81 %), was eine weltweite Herausforderung verdeutlicht, bei der hohe Wohnkosten das Einkommen schmälern.

Auswirkungen auf das verfügbare Einkommen

Die ultimative Auswirkung der Wohnkosten zeigt sich im verfügbaren Einkommen. Genf (5.174 €) und Zürich (4.638 €) führen aufgrund ihrer günstigen Miet-Gehalts-Verhältnisse weltweit das Ranking beim verfügbaren Einkommen nach Abzug der Miete an. Im Gegensatz dazu weist Lissabon ein Defizit von 202 € auf, was darauf hindeutet, dass das Durchschnittsgehalt nicht ausreicht, um die Miete zu decken, während in Istanbul typischerweise zusätzliche 13 € benötigt werden. Außerhalb der Schweiz finden sich erhebliche verfügbare Einkommen von über 2.000 € in Luxemburg (3.725 €), Frankfurt (2.726 €), Kopenhagen (2.421 €), Amsterdam (2.194 €), Oslo (2.140 €) und Helsinki (2.021 €).

Diese Daten stimmen mit den Ergebnissen eines OECD-Berichts überein, der einen allgemeinen Trend steigender Wohn- und Nebenkosten in der EU in den letzten zwei Jahrzehnten hervorhebt, insbesondere in größeren urbanen Zentren. Der wachsende Anteil der Haushaltsbudgets, der für Wohnraum aufgewendet wird, wie von Eurostat festgestellt, übt weiterhin Druck auf die Bewohner aus und unterstreicht eine anhaltende und eskalierende Herausforderung für die urbanen Volkswirtschaften.

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