Die europäische Verteidigungsindustrie erlebt einen bemerkenswerten Wertzuwachs, angetrieben durch ein erneuertes regionales Engagement zur Steigerung der Militärausgaben. Dieser bedeutende Wandel hat einen Aufwärtstrend im Sektor ausgelöst, wobei viele Unternehmen eine dramatische Steigerung ihrer Bewertungen verzeichnen, da die Nationen auf dem gesamten Kontinent ihre Sicherheitsprioritäten in einer sich wandelnden geopolitischen Landschaft neu bewerten.
Marktperformance und Dynamik
Die Dynamik bei europäischen Verteidigungsaktien bleibt robust. Der Stoxx Europe Aerospace and Defense Index verzeichnete einen bemerkenswerten Anstieg von rund 45 % im vergangenen Jahr. Mehrere Schlüsselakteure der Branche erzielten noch beeindruckendere Gewinne; einige Unternehmen haben ihren Aktienwert in nur sechs Monaten mehr als verdoppelt. Dieser Aufwärtstrend spiegelt eine starke zugrunde liegende Nachfrage wider, die durch mehrjährige Beschaffungszyklen, wachsende NATO-Budgets und intensivierte nationale Wiederaufrüstungsinitiativen angetrieben wird.
Der rasante Aufstieg des Sektors ist jedoch nicht ohne Herausforderungen. Eine primäre Sorge ist der sich verschärfende Mangel an seltenen Erden, die entscheidende Komponenten für fortschrittliche Verteidigungstechnologien sind. Dieser Lieferengpass stellt ein potenzielles Hindernis für weiteres Wachstum dar und führt zu geteilten Meinungen unter Branchenexperten hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung des Sektors.
Umgang mit Lieferketten-Schwachstellen
Seltene Erden und andere kritische Rohstoffe stellen eine wachsende strategische Schwachstelle für Verteidigungshersteller dar. Zum Beispiel bezog Europa im Jahr 2023 fast 90 % seines Yttriums – ein für Kampfflugzeuge, Landfahrzeuge und Zielsysteme unerlässliches Seltenerdmetall – aus China. Diese starke Abhängigkeit unterstreicht das Potenzial für Störungen.
Obwohl Bedenken bestehen, deuten Analysten wie Loredana Muharremi, eine Aktienanalystin bei Morningstar, an, dass diese Lieferkettenrisiken, obwohl sie von Bedeutung sind, unwahrscheinlich sind, eigenständig eine größere Korrektur bei europäischen Verteidigungsaktien auszulösen. Sie betont, dass die Neubewertung des Sektors fundamental in einer starken strukturellen Nachfrage begründet ist. Dennoch räumt sie ein, dass längere Importbeschränkungen letztendlich Produktionspläne beeinträchtigen könnten. Die Aussicht auf diplomatische Zusammenarbeit zwischen China und der Europäischen Union bietet jedoch einen mildernden Faktor, der die Wahrscheinlichkeit schwerer Lieferengpässe potenziell reduzieren könnte.
Jüngste hochrangige Handelsgespräche zwischen den USA und China in London verdeutlichten die kritische Natur der chinesischen Exportkontrollen über seltene Erden. Im Anschluss an diese Verhandlungen kündigten Vertreter aus Washington und Peking eine Einigung an, die Gespräche über Beschränkungen für seltene Erden umfasste und nun der Genehmigung ihrer jeweiligen Präsidenten harrt.
Patrice Caine, CEO von Thales, einem französischen Rüstungskonzern, dessen Aktien in diesem Jahr um rund 80 % gestiegen sind, bemerkte, dass sich die Liefersituation zwar allmählich verbessere, Spannungen jedoch in Bereichen wie mechanischen Teilen und elektronischen Platinen bestehen bleiben könnten. Trotzdem spielte er die unmittelbaren direkten Auswirkungen des Engpasses auf die umfangreichen Operationen von Thales herunter, was darauf hindeutet, dass die kritischsten Engpässe weiter unten in ihrer komplexen Lieferkette liegen.
Unterschiedliche Analysten-Ausblicke
Die Frage, ob der europäische Verteidigungssektor seinen Höhepunkt erreicht hat, ruft unterschiedliche Antworten von Finanzstrategen hervor:
- Vorsichtige Ansicht: Maximilian Uleer, Head of European Equity and Cross Asset Strategy bei der Deutschen Bank, nimmt eine vorsichtige Haltung ein. Er deutet an, dass die aktuellen Aktienkurse weitgehend erwartete höhere Ausgabenpläne widerspiegeln, und merkt an, dass das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis im Sektor deutlich gestiegen ist. Uleer verweist auf den bevorstehenden NATO-Gipfel, auf dem erwartet wird, dass sich die Mitglieder verpflichten, 5 % ihres BIP für Verteidigung auszugeben – ein Konzept, das von US-Präsident Donald Trump befürwortet wird. Obwohl dies kurzfristige Zuflüsse ermöglichen könnte, fällt es ihm schwer, neue Treiber zu identifizieren, die den Sektor über die aktuellen Erwartungen hinaus vorantreiben könnten, und er sieht ein begrenztes Aufwärtspotenzial in der zweiten Jahreshälfte.
- Langfristiger Optimismus: Im Gegensatz dazu vertritt Aymeric Gastaldi, International Equities Portfolio Manager bei Edmond de Rothschild Asset Management, eine fundamental optimistische Langzeitansicht. Er argumentiert, dass die Kombination aus Wachstumspotenzial und Visibilität ein strukturell höheres Bewertungs-Multiple für den gesamten Sektor rechtfertigt. Edmond de Rothschild Asset Management prognostiziert, dass die europäischen Verteidigungsumsätze in den nächsten sieben Jahren um über 150 % wachsen werden. Gastaldi führt dies auf gestiegene Verteidigungsausgaben von unter 2 % des BIP auf über 3 %, einen Anstieg der Ausrüstungsausgaben innerhalb des Gesamtbudgets und eine stärkere Betonung der lokalen Beschaffung durch europäische Nationen zurück. Er hebt Deutschlands Überlegung hervor, seine Militärausgaben bis 2032 auf 5 % des BIP zu erhöhen, als einen „Paradigmenwechsel“ für die Industrie.
- Anhaltendes Wachstumspotenzial: Mark Boggett, CEO von Seraphim Space, schloss sich dieser Meinung an und erklärte, dass er nicht glaube, dass regionale Verteidigungsaktien ihren Höhepunkt erreicht hätten. Er betont eine fundamentale Transformation der globalen Verteidigungsprioritäten, wobei Regierungen weltweit Investitionen in souveräne Weltraumfähigkeiten aufgrund ihrer kritischen strategischen Bedeutung für die nationale Sicherheit beschleunigen. Diese Perspektive wird durch beträchtliche Verteidigungsbudgets untermauert, wie das kürzlich von US-Präsident Donald Trump angekündigte Verteidigungsbudget von 1 Billion US-Dollar, das ein Raketenabwehrsystem „Golden Dome“ umfasst, und die Pläne der Europäischen Union, bis zu 800 Milliarden Euro (917,5 Milliarden US-Dollar) für Verteidigungsausgaben bereitzustellen.
Wichtigste Profiteure und Zukunftsaussichten
Mehrere europäische Verteidigungsunternehmen haben in diesem Jahr tatsächlich erhebliche Kursgewinne verzeichnet. Deutsche Akteure waren besondere Profiteure, nachdem das Land im März eine historische Schuldenreform durchgeführt hatte, die erhöhte Ausgaben für die nationale Sicherheit ermöglichte.
Unternehmen | Kursentwicklung seit Jahresbeginn |
---|---|
Renk (Hersteller von Panzerteilen) | Rund 270% |
Rheinmetall (Rüstungshersteller) | 172% |
Hensoldt (Verteidigungstechnologiekonzern) | 163% |
Während es zu kurzfristigen taktischen Ausverkäufen kommen könnte, wenn Investoren den Höhepunkt des Sektors bewerten, bleiben die langfristigen Aussichten für Unternehmen, die in einem Umfeld geringen Wirtschaftswachstums robustes Gewinnwachstum aufweisen können, stark. Die strukturellen Verschiebungen bei den globalen Sicherheitsprioritäten und das Engagement für erhöhte Verteidigungsausgaben in ganz Europa signalisieren eine Phase anhaltender Expansion für den Sektor.

Emma spürt disruptive Geschäftsmodelle auf, bevor sie die Schlagzeilen erreichen. Ob Blockchain-Start-up oder DeepTech-Spin-off, sie ordnet Innovationen in den größeren Marktkontext ein, erklärt regulatorische Hürden und zeigt Investitionspotenziale auf – alles unterfüttert mit Interviews aus ihrem Netzwerk aus Gründerinnen, VC-Partnern und Tech-Forscherinnen. In ihrer Freizeit sammelt sie allerdings keine NFTs, sondern Kaffeestempelkarten; manche nennen das „analoge Tokenisierung“, sie nennt es einfach guten Geschmack.