Die anhaltende Debatte über Vermögensteuern in Europa unterstreicht ein grundlegendes Spannungsfeld zwischen dem Ziel einer gerechten Vermögensverteilung und den potenziellen wirtschaftlichen Auswirkungen. Während fortgeschrittene Volkswirtschaften mit wachsenden Einkommens- und Vermögensungleichheiten kämpfen, prüfen politische Entscheidungsträger zunehmend die Wirksamkeit und die Folgen der Besteuerung von Vermögenswerten. Obwohl die Forderungen nach solchen Maßnahmen zunehmen, zeigen historische Daten und wirtschaftliche Analysen eine komplexe Landschaft, in der viele Länder breite Vermögensteuern abschaffen oder vermeiden.
Die Landschaft der europäischen Vermögensteuern
Die Konzentration von Vermögen bleibt in der Eurozone ein erhebliches Problem, wobei ein beträchtlicher Teil des Nettovermögens der Haushalte bei einem kleinen Prozentsatz der Bevölkerung liegt. Dieser Hintergrund befeuert die anhaltenden Diskussionen über die Einführung von Vermögensteuern, die darauf abzielen, wahrgenommene Ungerechtigkeiten zu beseitigen. Die praktische Anwendung dieser Steuern ist jedoch alles andere als einheitlich. Anfang 2025 unterhalten nur wenige europäische Länder – nämlich Spanien, Norwegen und die Schweiz – umfassende Steuern auf das Nettovermögen von Einzelpersonen. Diese Länder wenden unterschiedliche Steuersätze und Freibeträge an, was die unterschiedlichen nationalen Ansätze zur Vermögensbesteuerung unterstreicht.
Im Gegensatz dazu haben Länder wie Frankreich, Italien, Belgien und die Niederlande gezieltere Strategien verfolgt und Vermögensteuern auf bestimmte Anlageklassen erhoben, anstatt auf das gesamte Nettovermögen einer Person. Dieser selektive Ansatz zielt darauf ab, Einnahmen aus bestimmten hochwertigen Vermögenswerten wie Immobilien oder Finanzanlagen zu erzielen, ohne eine breite Abgabe auf das gesamte angesammelte Vermögen zu erheben.
Länderspezifische Vermögensteuersysteme
* **Spanien** erhebt eine progressive Nettovermögensteuer mit Sätzen, die bei Vermögenswerten über 700.000 € bis zu 3,5 % erreichen können. Spanische Einwohner werden auf ihr weltweites Vermögen besteuert, während Nichtansässige nur auf in Spanien gelegene Vermögenswerte besteuert werden. Eine zusätzliche „Solidaritätsvermögensteuer“, die ursprünglich vorübergehend eingeführt wurde, ist zu einem festen Bestandteil geworden und erhebt Sätze von 1,7 % bis 3,5 % auf Nettovermögen über 3 Millionen €.
* **Norwegens** Nettovermögensteuer ist mit einem Satz von 1 % auf Vermögen zwischen 1,7 Mio. NOK (145.425 €) und 20 Mio. NOK (1,71 Mio. €) strukturiert und steigt auf 1,1 % für Vermögen über dem letzteren Schwellenwert. Bemerkenswert ist, dass 0,7 % dieser Steuereinnahmen den Gemeinden zugewiesen werden, während die restlichen 0,3 % an die Zentralregierung gehen.
* Die **Schweiz** stellt einen Sonderfall dar, bei dem ihre Nettovermögensteuer, die durch relativ niedrige Freibeträge gekennzeichnet ist, die je nach Kanton variieren, einen erheblichen Teil der Mittelschicht betrifft und nicht ausschließlich die wohlhabendsten Haushalte. In Zürich beginnt die Steuer beispielsweise bei 80.000 CHF (85.560 €) für alleinstehende Steuerzahler, wobei die Sätze bei erheblichem Vermögen bis zu 0,3 % ansteigen.
Einnahmengenerierung und wirtschaftliche Auswirkungen
Die wirtschaftliche Bedeutung von Vermögensteuern wird oft diskutiert, wobei ihr Beitrag zu den gesamten Steuereinnahmen und zum BIP erheblich variiert. Im Jahr 2023 meldete die Schweiz rund 9,5 Milliarden Euro Einnahmen aus individuellen Vermögensteuern, was 4,3 % ihrer gesamten Steuereinnahmen ausmachte. Spanien sammelte 3,1 Milliarden Euro (0,6 % der gesamten Steuereinnahmen), Norwegen erwirtschaftete 2,7 Milliarden Euro (1,5 %) und Frankreich erzielte 2,3 Milliarden Euro (0,2 %). Auf Bruttoinlandsprodukt (BIP)-Basis waren diese Einnahmen relativ gering und reichten von 0,21 % in Spanien bis 1,16 % in der Schweiz.
Der Trend zur Abschaffung
Trotz der anhaltenden Diskussionen über Vermögensteuern als Instrument zur Einnahmengenerierung und Vermögensumverteilung hat sich der breitere internationale Trend in den letzten drei Jahrzehnten zur Abschaffung solcher Steuern hin entwickelt. Die Zahl der OECD-Mitgliedstaaten, die individuelle Nettovermögensteuern erheben, ist von 12 im Jahr 1990 auf nur noch vier im Jahr 2017 gesunken. Mehrere europäische Länder, darunter Österreich, Dänemark, Deutschland, die Niederlande, Finnland, Island, Luxemburg und Schweden, haben ihre Vermögensteuern abgeschafft.
Gründe für die Abschaffung
Mehrere Schlüsselfaktoren haben zur Einstellung von Vermögensteuern beigetragen. Wirtschaftliche Analysen nennen häufig Bedenken hinsichtlich Effizienzkosten und des Potenzials für Kapitalflucht als primäre Hemmnisse. Die OECD hat hervorgehoben, dass Nettovermögensteuern in einer Zeit erhöhter Kapitalmobilität und leicht verfügbarer Steueroasen oft Schwierigkeiten hatten, ihre beabsichtigten Umverteilungsziele zu erreichen.
Darüber hinaus besteht ein anerkanntes Risiko, dass hohe Vermögensteuern auf eine konzentrierte Gruppe mobiler Personen zur Verlagerung in günstigere Steuergebiete führen können. Diese Abwanderung untergräbt nicht nur die direkte Steuerbasis aus Vermögensabgaben, sondern verringert auch die Einnahmequellen aus Einkommens- und Verbrauchssteuern, die für die Staatshaushalte von entscheidender Bedeutung sind. Die praktischen Herausforderungen bei der Durchsetzung und das Potenzial für Kapitalflucht unterstreichen die Komplexität bei der Gestaltung und Aufrechterhaltung wirksamer Vermögensteuerpolitiken.

Emma spürt disruptive Geschäftsmodelle auf, bevor sie die Schlagzeilen erreichen. Ob Blockchain-Start-up oder DeepTech-Spin-off, sie ordnet Innovationen in den größeren Marktkontext ein, erklärt regulatorische Hürden und zeigt Investitionspotenziale auf – alles unterfüttert mit Interviews aus ihrem Netzwerk aus Gründerinnen, VC-Partnern und Tech-Forscherinnen. In ihrer Freizeit sammelt sie allerdings keine NFTs, sondern Kaffeestempelkarten; manche nennen das „analoge Tokenisierung“, sie nennt es einfach guten Geschmack.