Eurozone-Inflation steigt leicht – EZB bleibt bei abwartender Haltung

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By Lukas Vogel

Die Inflationsentwicklung in der Eurozone zeigt eine leichte Beschleunigung: Im September erreichte die jährliche Inflationsrate 2,2 %, ein geringer Anstieg gegenüber 2,0 % im August. Obwohl diese Entwicklung den Markterwartungen entspricht, wird sie die Europäische Zentralbank (EZB) voraussichtlich nicht von ihrer derzeitigen vorsichtigen Geldpolitik abbringen. Die Zentralbank scheint an ihrem „Abwarten“-Ansatz festhalten zu wollen, was auf keine unmittelbare Zinsänderung hindeutet.

Unter der Gesamtinflationsrate blieb die Kerninflation, die volatile Komponenten wie Lebensmittel und Energie ausklammert, unverändert bei 2,3 % – dies bereits den fünften Monat in Folge. Diese Stabilität deutet darauf hin, dass die zugrunde liegenden Preisdruckfaktoren trotz des leichten Anstiegs der Gesamtinflationsrate nicht signifikant zunehmen. Dienstleistungen trugen merklich bei, mit jährlichen Preissteigerungen von 3,2 %, ein moderater Anstieg gegenüber 3,1 % im Vormonat. Umgekehrt verzeichneten Lebensmittel, Alkohol und Tabakpreise einen leichten Rückgang auf 3,0 % von 3,2 %. Industriewaren ohne Energie blieben stabil bei 0,8 %, und die Energiepreise sanken zwar weiterhin, jedoch langsamer, um 0,4 % im Vergleich zu einem Rückgang von 2,0 % im August.

Geografisch variierten die Inflationsraten zwischen den Mitgliedstaaten. Estland verzeichnete mit 5,2 % die höchste Inflation, gefolgt von Kroatien und der Slowakei mit jeweils 4,6 %. Am anderen Ende des Spektrums gab es in Zypern keine jährliche Preisänderung, während Frankreich eine gedämpftere Inflationsrate von 1,1 % verzeichnete. Auf monatlicher Basis wurde eine lokale Beschleunigung beobachtet, wobei Italien und Portugal mit Preissteigerungen von 1,3 % bzw. 1,0 % an der Spitze lagen.

Der geldpolitische Ausblick der EZB bleibt von ihrer Prognose einer durchschnittlichen Inflation von 2,1 % im Jahr 2025 geprägt, die bis 2026 allmählich auf 1,7 % sinken und 2027 leicht auf 1,9 % ansteigen soll. Auch die Kerninflation wird voraussichtlich über diesen Zeitraum hinweg abnehmen. Präsidentin Christine Lagarde hat erklärt, dass die Bank in einer „guten Position“ sei, die Zinsen stabil zu halten, und betonte das Fehlen unmittelbaren Drucks, die geldpolitischen Bedingungen zu straffen oder zu lockern. Diese Einschätzung scheint durch die jüngsten Inflationsdaten gestützt zu werden.

Analysten zufolge begünstigt das wirtschaftliche Umfeld weiterhin einen disinflationären Pfad. Faktoren wie moderates Lohnwachstum, stabile Energiepreise, ein stärkerer Euro und eingedämmter nachfrageseitiger Druck werden zu einem fortgesetzten Rückgang der Inflation beitragen. Während der jüngste Anstieg die Überzeugung der EZB gegen vorzeitige Zinssenkungen verstärken könnte, deutet der Gesamttrend auf einen allmählichen Rückgang des Preisdrucks hin. Marktteilnehmer erwarten weitgehend, dass der EZB-Rat auf seiner bevorstehenden Sitzung die aktuellen Zinssätze beibehalten wird.

Getrennt davon beobachten die globalen Finanzmärkte Risiken im Zusammenhang mit einem möglichen Stillstand der US-Bundesregierung. Diese Entwicklung hat die Devisenmärkte beeinflusst, wobei der Euro gegenüber dem US-Dollar aufgewertet hat. Die Aussicht auf einen Stillstand könnte zu Beurlaubungen von Regierungsangestellten und Verzögerungen bei wichtigen Wirtschaftsdatenveröffentlichungen führen, was die Anlegerstimmung beeinträchtigen und zu einem vorsichtigen Vorgehen an den Aktienmärkten führen könnte. Europäische Aktienindizes zeigten eine gemischte Performance, wobei einige wichtige Indizes moderate Gewinne verzeichneten, während andere leichte Rückgänge erlitten. Bemerkenswerte individuelle Aktienbewegungen umfassten deutliche Anstiege bei bestimmten Gesundheits- und Technologieunternehmen, während Aktien aus dem Verteidigungssektor zurückblieben.

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