Eurozonen-Inflation August: EZB hält Kurs, Märkte schwächeln, Gold erreicht Rekordhoch

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By Sebastian

Die Wirtschaft der Eurozone durchläuft eine komplexe Phase. Die Inflationsdaten für August zeichnen ein differenziertes Bild: ein leichter Anstieg über den Erwartungen, der jedoch weiterhin komfortabel nahe am Ziel der Europäischen Zentralbank liegt. Dieser Hintergrund, kombiniert mit eskalierenden politischen Unsicherheiten, beeinflusst die geldpolitischen Aussichten und gestaltet die Anlagestrategien an den europäischen Aktien- und Rohstoffmärkten neu.

  • Die jährliche Inflation im Euroraum stieg im August geringfügig auf 2,1 % (Juli: 2,0 %) und übertraf damit die Prognosen der Ökonomen.
  • Die Kerninflation blieb den vierten Monat in Folge stabil bei 2,3 %, was auf anhaltenden, aber nicht beschleunigten zugrunde liegenden Preisdruck hindeutet.
  • Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak stiegen im Jahresvergleich um 3,2 %, während sich die Dienstleistungsinflation geringfügig auf 3,1 % abkühlte.
  • Die Energiepreise gingen weiterhin langsamer zurück und fielen um 1,9 % (Juli: 2,4 %).
  • Estland verzeichnete mit 6,2 % die höchste jährliche Inflationsrate, gefolgt von Kroatien mit 4,6 %.
  • Frankreich (0,8 %) und Zypern (-0,1 %) wiesen die niedrigsten Jahresraten auf.

Nach der Schnellschätzung von Eurostat stieg die jährliche Inflation im Euroraum im August geringfügig auf 2,1 %, gegenüber 2,0 % im Juli, und übertraf damit die Prognosen der Ökonomen. Die monatlichen Preise erholten sich nach einem stagnierenden Juli mit einem Anstieg von 0,2 %. Entscheidend ist, dass die Kerninflation, ohne volatile Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak, den vierten Monat in Folge stabil bei 2,3 % blieb, was auf anhaltenden, aber nicht beschleunigten zugrunde liegenden Preisdruck hindeutet.

Bei den Komponenten stiegen die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak im Jahresvergleich um 3,2 % (leicht gesunken gegenüber 3,3 % im Juli), während sich die Dienstleistungsinflation geringfügig auf 3,1 % abkühlte. Nicht-energetische Industriegüter blieben stabil bei 0,8 %. Die Energiepreise gingen weiterhin langsamer zurück und fielen um 1,9 % gegenüber 2,4 % im Juli.

Die Inflationsraten variierten erheblich zwischen den Mitgliedsländern der Eurozone. Estland verzeichnete mit 6,2 % die höchste Jahresrate, gefolgt von Kroatien mit 4,6 %. Im Gegensatz dazu wiesen Frankreich (0,8 %) und Zypern (-0,1 %) die niedrigsten Raten auf. Monatlich erlebte Belgien einen Anstieg von 1,5 %, während Griechenland (-0,6 %), Litauen (-0,3 %) und Italien (-0,2 %) Preisrückgänge verzeichneten.

Geldpolitischer Ausblick der EZB

Die Europäische Zentralbank, die im Juli acht aufeinanderfolgende Zinssenkungen ausgesetzt hatte, wird voraussichtlich ihren aktuellen Kurs beibehalten. Präsidentin Christine Lagarde beschrieb die EZB zwar als „in einer guten Position“, wies aber auch auf globale Handels- und Lieferkettenunsicherheiten hin. Angesichts einer Inflation nahe am Zielwert und einer Rekord-Arbeitslosigkeit von 6,2 % erwarten die Märkte keine Zinsänderungen auf der EZB-Ratssitzung am 10. September, wodurch der Einlagensatz bei 2 % bleiben würde.

Europäische Märkte unter Druck

Die europäischen Aktienmärkte gaben angesichts erhöhter politischer Unsicherheit in Frankreich und den Niederlanden nach. Der deutsche DAX fiel um 1 % und unterschritt die Marke von 24.000 Punkten. Der italienische FTSE MIB und der spanische IBEX 35 zogen sich ebenfalls zurück, während der französische CAC 40 unverändert blieb. Die breiteren Indizes Euro STOXX 50 und 600 sanken um 0,5 % bzw. 0,6 %. Einzeln betrachtet legte LVMH nach einer Kurszielanhebung durch HSBC um 3,2 % zu, im Gegensatz zu den Rückgängen von Siemens um 2,9 % und ASML um 2 %.

Der Euro gab gegenüber dem Dollar um 0,7 % auf 1,1630 US-Dollar nach, was auf eine Flucht in sichere Häfen hindeutet. Diese Risikoaversion beflügelte Edelmetalle: Gold überschritt zum ersten Mal überhaupt die Marke von 3.500 US-Dollar pro Unze, und Silber stieg über 40 US-Dollar pro Unze, den höchsten Stand seit September 2011, was eine starke Nachfrage nach sicheren Anlagen widerspiegelt.

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