Handelsspannungen: Trumps Zölle lösen Marktwende aus und fordern Investoren zur Neubewertung

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By Emma Schneider

Die globalen Finanzmärkte erlebten am vergangenen Freitag eine bemerkenswerte Kehrtwende, als eine robuste Wall-Street-Erfolgsserie, die im S&P 500 zu neuen Allzeithochs geführt hatte, inmitten eskalierender Handelsspannungen abrupt endete. Der Abschwung wurde maßgeblich durch die Einführung eines neuen 35%-Zolles auf kanadische Importe durch Präsident Donald Trump ausgelöst, begleitet von Drohungen breiterer Abgaben. Diese Marktreaktion signalisiert eine Neubewertung durch die Anleger, die zuvor gegenüber ähnlichen handelspolitischen Ankündigungen Widerstandsfähigkeit gezeigt hatten. Dies deutet auf eine mögliche Verschiebung der Risikowahrnehmung innerhalb einer ohnehin komplexen Wirtschaftslage hin, die bereits durch einen angeschlagenen Anleihemarkt und Führungswechsel bei der Federal Reserve gekennzeichnet ist.

  • Die langjährige Erfolgsserie des S&P 500 endete am Freitag abrupt.
  • Präsident Trump verhängte einen neuen 35%-Zoll auf kanadische Importe und drohte mit weiteren Abgaben.
  • Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen stieg wieder über 4,40 %.
  • Gerüchte über einen Rücktritt von Federal-Reserve-Chef Jerome Powell kursieren.
  • Trotz der Spannungen stieg der S&P 500 seit April um 28 %.
  • Wolfe Research prognostiziert ein „Spätzyklus-Umfeld“ für die Wirtschaft.

Marktreaktion und die Eskalation der Handelsspannungen

Die unmittelbaren Auswirkungen der Ankündigung von Präsident Trump waren an den wichtigsten Indizes deutlich spürbar. Der Dow Jones Industrial Average verzeichnete einen Rückgang von 0,7 %, während der S&P 500 um 0,3 % nachgab und der Nasdaq Composite ein leichtes Minus von 0,2 % verbuchte. Dies geschah nur einen Tag, nachdem der S&P 500 ein neues Allzeithoch erreicht hatte, was die Sensibilität des Marktes für plötzliche Politikwechsel unterstreicht. Präsident Trump deutete in einer Stellungnahme auf Truth Social an, dass der Zoll angepasst werden könnte, falls Kanada bei der Eindämmung des Fentanyl-Flusses kooperiert. Später bestätigte er in einem Interview mit NBC News Pläne für pauschale Zölle zwischen 15 % und 20 % für alle anderen bisher nicht betroffenen Länder. Der Fokus der Anleger hat sich nun auf mögliche Maßnahmen bezüglich der Europäischen Union verlagert, da die Marktteilnehmer Klarheit über bevorstehende handelspolitische Entscheidungen suchen, anstatt lediglich auf spekulative Kommentare zu reagieren.

Während die Märkte zuvor Ankündigungen wie einen 50%-Zoll auf importiertes Kupfer und Waren aus Brasilien ohne größere Panik aufgenommen hatten, deutet die Reaktion vom Freitag auf eine mögliche Veränderung hin. Analysten von Barclays stellten in einem Memo fest, dass Anleger gegenüber „Zolldrohungen unempfindlich“ geworden waren, und bemerkten, dass die Aktien trotz früherer Ankündigungen weiter „nach oben schmolzen“, die Volatilität abnahm und die Goldpreise fielen. Das Unternehmen warnte jedoch, dass dies die Aktienmärkte nicht vor zukünftigen Schocks schützt, insbesondere da die Berichtssaison beginnt und neue Inflationsberichte bevorstehen. Solche Daten könnten in Kombination mit verschärften Handelskonflikten das Anlegervertrauen untergraben und die vorherrschende Marktruhe destabilisieren.

Anleihemarkt unter Druck und Führungswechsel bei der Fed

Gleichzeitig signalisiert der Anleihemarkt erhebliche Bedenken. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen ist kürzlich wieder über 4,40 % gestiegen und nähert sich ihrem Höchststand vom 10. April. Dieser Aufwärtstrend bei den Renditen, der inmitten von Handelsnachrichten und Rekordgewinnen an den Aktienmärkten auftritt, wird größtenteils auf wachsende fiskalpolitische Bedenken und steigende nationale Defizite zurückgeführt. Die Markterwartung niedrigerer Zinssätze scheint sich ohne eine grundlegende Verschiebung dieser zugrunde liegenden fiskalischen Belastungen kaum zu materialisieren. Eine weitere Unsicherheitsebene fügt sich hinzu, da Federal-Reserve-Chef Jerome Powell Berichten zufolge, laut Billy Pulte, zurücktreten soll. Dies wirft Fragen über die zukünftige Führung der Geldpolitik und die Reaktionen des Marktes auf einen neuen Fed-Chef auf.

Die Paradoxie der Marktvolatilität an der Wall Street

Trotz dieser Gegenwinde hat die Wall Street einen bemerkenswerten Aufstieg erlebt, wobei der S&P 500 seit April um 28 % gestiegen ist. Diese optimistische Stimmung hält an, obwohl die Marktvolatilität eine beispiellose Kontraktion erfahren hat. Die dreimonatige realisierte Volatilität des S&P 500 erlebte am Donnerstag ihren größten eintägigen Rückgang seit 1987, einen Rückgang um 8,2 Punkte, laut Zahlen von Tier1 Alpha. Ähnlich ist der VIX, oft als „Angstbarometer“ der Wall Street bezeichnet, seit seinem Höchststand vom 8. April um 74 % gefallen und liegt nun bei 15,7 – seinem niedrigsten Stand seit Februar 2025. Diese deutliche Abkühlung der Volatilität schafft ein Paradox vor dem Hintergrund steigender Renditen und Handelsspannungen.

Ausblick: Sorge um die Nachhaltigkeit der Rallye

Wolfe Research bietet jedoch einen gemäßigteren Ausblick und deutet an, dass die aktuelle Marktrallye langfristig möglicherweise nicht nachhaltig ist. Das Unternehmen erklärte seinen Kunden, dass sich die Wirtschaft wahrscheinlich in einem „Spätzyklus-Umfeld“ befindet, das durch eine Knappheit an säkularen Wachstumsmöglichkeiten gekennzeichnet ist. Diese Knappheit, so arguieren sie, führe dazu, dass Anleger „für Wachstum überbezahlen“, bis sich eine klare wirtschaftliche Erholung materialisiert, möglicherweise Ende 2025 oder Anfang 2026. Ihre Analyse hebt ferner hervor, dass die Unternehmen, die in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von über 10 % erzielen sollen, überwiegend in den Sektoren Technologie und Kommunikationsdienstleistungen konzentriert sind. Diese geringe Breite der Marktführerschaft impliziert, dass der breitere Markt fragiler sein könnte, als seine jüngste Performance vermuten lässt, und anfällig für Veränderungen der Anlegerstimmung oder Wirtschaftsdaten ist.

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