Eine bemerkenswerte Verschiebung der globalen Anlegerstimmung lenkt erhebliches Kapital in europäische Aktien, angetrieben durch eine Konvergenz makroökonomischer Faktoren und robuste branchenspezifische Leistungen. Neue Erkenntnisse aus einer aktuellen Umfrage der Bank of America zeigen einen ausgeprägten Optimismus unter Fondsmanagern hinsichtlich der Marktaussichten des Kontinents, was auf eine strategische Neuausrichtung weg von traditionellen Allokationen hindeutet.
Die jüngste europäische Fondsmanager-Umfrage der Bank of America, an der 222 Fondsmanager teilnahmen, die zusammen Vermögenswerte von 504 Milliarden US-Dollar verwalten, signalisiert eine stark positive Einschätzung für die Region. Netto 81 % der europäischen Anleger erwarten in den nächsten 12 Monaten Kursgewinne bei regionalen Aktien. Diese optimistische Haltung wird zusätzlich durch einen Nettoanteil von 41 % der Befragten unterstrichen, die die Region übergewichten – ein Vierjahreshoch für europäische Allokationen.
- Netto 81 % der europäischen Anleger erwarten in den nächsten 12 Monaten Kursgewinne bei europäischen Aktien.
- Netto 41 % der Fondsmanager sind bei Europa übergewichtet, was ein Vierjahreshoch darstellt.
- Anleger verfolgen eine Diversifizierungsstrategie weg von US-Vermögenswerten.
- Erwartungen an erhebliche fiskalische Impulse in Deutschland und eine anhaltende Stärke des europäischen Verteidigungssektors sind wichtige Treiber.
- Trotz potenzieller US-Zölle herrscht ein starker Glaube an die Widerstandsfähigkeit der europäischen Märkte.
Katalysatoren für europäischen Optimismus
Dieses erneute Vertrauen resultiert aus einer vielschichtigen These. Anleger streben eine Diversifizierung weg von US-Vermögenswerten an, gepaart mit Erwartungen an erhebliche fiskalische Impulse in Deutschland und einer anhaltenden Stärke des europäischen Verteidigungssektors. Eine deutliche Mehrheit der Fondsmanager ist der Ansicht, dass eine proaktive deutsche Fiskalpolitik, erhöhte europäische Verteidigungsausgaben und eine tiefere regionale Integration entscheidend sind, um die historische strukturelle Underperformance Europas zu überwinden. Diese Maßnahmen werden insbesondere als kritisch angesehen, um die Region vor potenziellen US-Wirtschaftsgegenwinden abzuschirmen; bemerkenswert ist, dass 23 % der Fondsmanager derzeit US-Aktien untergewichten, während 63 % in den kommenden Monaten eine Verlangsamung des US-Wirtschaftswachstums prognostizieren.
Obwohl diese Stimmung vor der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump über die vorgeschlagenen 30-prozentigen Zölle auf Importe aus der Europäischen Union erfasst wurde, deutet die Umfrage auf den Glauben an die Widerstandsfähigkeit Europas hin. Strategen der Bank of America stellten fest, dass 63 % der Befragten erwarten, dass die europäischen Fiskalausgaben wirksam genug sein werden, um die europäischen Märkte von den politischen Gegenwinden aus den USA abzukoppeln – ein starker Anstieg von 25 % im Vormonat. Diese Entkopplungserwartung hat jedoch die Inflationserwartungen gedämpft: Netto 4 % erwarten nun einen Anstieg der europäischen Inflation in den nächsten zwölf Monaten, was die höchste derartige Stimmung seit März 2022 darstellt.
Verschiebungen in der Sektorallokation
Die Kapitalallokationstrends innerhalb Europas zeigen eine starke Präferenz für bestimmte Sektoren. Regionale Bank- und Technologiewerte sind die Hauptnutznießer, wobei mehr als jeder fünfte Fondsmanager diese Bereiche übergewichtet. Europäische Banken haben eine signifikante Outperformance gezeigt, wobei der Stoxx 600 Banks Index in der ersten Hälfte des Jahres 2025 um fast 30 % zulegte. Mehrere große Kreditinstitute, darunter die Deutsche Bank und Barclays, erreichten kürzlich Bewertungen auf Zehnjahreshoch, angetrieben durch starke Renditen und M&A-Aktivitäten. Mehr als die Hälfte der befragten Manager hält den europäischen Bankensektor auch nach seiner Rallye noch für attraktiv. Weitere bevorzugte Sektoren sind Industriegüter und -dienstleistungen, Versicherungen und Bauwesen, wobei etwa jeder dritte Anleger erwartet, dass der Industriesektor im nächsten Jahr der leistungsstärkste sein wird.
Darüber hinaus wächst die Überzeugung in eine Outperformance von Small Caps: 44 % der Anleger erwarten, dass europäische Small Caps Large Caps übertreffen werden – ein deutlicher Anstieg gegenüber Juni. Umgekehrt ist der europäische Automobilsektor bemerkenswert unbeliebt, wobei etwa 30 % der Fondsmanager untergewichtet sind. Dieser Sektor war besonders anfällig für die Zölle der Trump-Regierung, einschließlich eines im April verhängten US-Zolls von 25 %, der zu Gewinneinbrüchen und der Aussetzung von Finanzprognosen bei einigen regionalen Automobilriesen führte. Der Stoxx Europe Automobiles and Parts Index ist in diesem Jahr um fast 3 % gefallen. Weitere Sektoren, die im Juli deutlich untergewichtet wurden, sind der europäische Einzelhandel, Bergbau und Medien.
Länderspezifische Präferenzen
Geografisch bleibt Deutschland der bevorzugteste Aktienmarkt in Europa, gefolgt von Italien. Etwa 40 % der Fondsmanager nannten Deutschland als ihre erste Wahl. Der deutsche Leitindex DAX ist in diesem Jahr um fast 22 % gestiegen, gestützt durch starke Leistungen von Unternehmen wie dem Rüstungskonzern Rheinmetall und der Commerzbank. Auch der deutsche Mid-Cap-Index MDAX verzeichnete einen Anstieg von 22 %, wobei er insbesondere von einer Hausse im regionalen Verteidigungssektor profitierte, die Unternehmen wie Renk, Hensoldt und Thyssenkrupp zu erheblichen Kursgewinnen verhalf.
Im Gegensatz dazu ist die Schweiz der am wenigsten bevorzugte Markt, dicht gefolgt von Frankreich, wobei etwa 40 % der befragten Manager den Schweizer Markt untergewichten. Die Schweiz stand unter erheblichem Druck durch Marktvolatilität, was die Nachfrage nach ihrer sicheren Währung verstärkte. Ein stärkerer Schweizer Franken stellt jedoch die heimischen Entscheidungsträger vor besondere Herausforderungen. Jegliche Intervention am Devisenmarkt könnte auch die Aufmerksamkeit der US-Regierung auf sich ziehen, die die Schweiz auf eine „Beobachtungsliste“ von Handelspartnern gesetzt hat, „deren Währungspraktiken und makroökonomische Politiken genaue Aufmerksamkeit verdienen“.

Lukas durchleuchtet Quartalsberichte mit der Präzision eines Datenanalysten und dem Spürsinn eines Investigativjournalisten. Seine Schwerpunkte reichen von DCF-Modellen bis zu Governance-Scores, wodurch er Anlegerinnen und Anlegern konkrete Handlungsoptionen aufzeigt – verständlich, nachvollziehbar und immer faktenbasiert. Er glaubt fest daran, dass Kennzahlen mehr verraten als Vorstandspräsentationen, weshalb er bei Earnings-Calls neben dem Ton auch die Kaffeetassenanzahl des Managements im Blick behält: Je leerer, desto spannender der Ausblick.