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2025-08-24 15:38 Lesezeit: 12 Min

Kinderbetreuung Europa: Kosten, Erschwinglichkeit & finanzielle Last für Familien 2023

Obwohl weitreichender Konsens über die grundlegende Rolle frühkindlicher Bildung und Betreuung für die gesellschaftliche Entwicklung und den individuellen Erfolg besteht, bleibt deren finanzielle Belastung für Familien in ganz Europa eine erhebliche Hürde. Eine detaillierte Analyse der Kosten, Leistungen und ihres proportionalen Einflusses auf das Haushaltseinkommen offenbart gravierende Unterschiede, die die wirtschaftliche Beteiligung und die soziale Gerechtigkeit auf dem gesamten Kontinent beeinflussen.

  • Die Kinderbetreuungskosten variieren in Europa stark, von sehr günstig bis extrem teuer.
  • Leistungen und staatliche Unterstützung spielen eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung der Nettokosten für Familien.
  • Die finanzielle Belastung unterscheidet sich erheblich zwischen Ein- und Zwei-Verdiener-Haushalten.
  • In einigen Ländern verschlingt die Kinderbetreuung einen beträchtlichen Anteil des Haushaltseinkommens.
  • Strukturelle Faktoren, wie öffentliche oder private Bereitstellung, sind die Hauptursachen für diese Kostenunterschiede.

Laut Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aus dem Jahr 2023 weisen die Kinderbetreuungskosten und staatlichen Unterstützungssysteme in Europa erhebliche Unterschiede auf. Die Analyse konzentriert sich auf die Betreuung in Einrichtungen – lizenzierte Einrichtungen wie Krippen und Kindertagesstätten – für Familien mit zwei Kindern im Alter von zwei und drei Jahren. Die Kosten werden unterteilt in Brutto-Kinderbetreuungskosten (Gebühren für Eltern nach öffentlichen Subventionen an Anbieter, aber vor familienspezifischen Rabatten) und Netto-Kinderbetreuungskosten (Gesamt-Bruttogebühren abzüglich Kinderbetreuungsleistungen, angepasst an Steuern und andere Vorteile). Die Daten berücksichtigen Haushalte, die 100 % des durchschnittlichen nationalen Lohns verdienen.

Unterschiede bei den Brutto-Kinderbetreuungskosten

Die reinen Zahlen für die jährlichen Brutto-Kinderbetreuungskosten für zwei Kinder variieren innerhalb der EU drastisch, von 552 € in Deutschland bis zu 39.229 € in den Niederlanden. Unter Einbeziehung der EFTA-Länder und des Vereinigten Königreichs verzeichnet die Schweiz mit alarmierenden 64.211 € pro Jahr die höchsten Kosten. Andere Nationen mit Bruttokosten von über 20.000 € sind Luxemburg (30.254 €), das Vereinigte Königreich (27.071 €) und Irland (20.533 €).

Umgekehrt werden die niedrigsten Kosten in Deutschland beobachtet, gefolgt von mehreren Ländern, in denen die jährlichen Bruttoausgaben unter 2.000 € liegen, wie Bulgarien (884 €), Ungarn (1.007 €), Österreich (1.638 €), Tschechien (1.843 €), Kroatien (1.911 €), Litauen (1.935 €) und Rumänien (1.945 €). Unter den fünf größten Volkswirtschaften Europas trägt das Vereinigte Königreich die höchsten Bruttokosten, während Deutschland am günstigsten bleibt. Italien liegt bei 10.032 €, Frankreich bei 7.717 € und Spanien bei 2.452 €. Die nordischen Länder bewegen sich im Allgemeinen um den Median, wobei Island bei 5.014 € liegt.

Der Einfluss von Leistungen auf die Nettokosten

Die Kinderbetreuungs-Unterstützungssysteme unterscheiden sich häufig nach Einkommensniveau und der Anzahl der Verdiener innerhalb eines Haushalts, wobei Alleinerziehende und Einverdiener-Familien typischerweise eine substanziellere Unterstützung erhalten. Diese Unterscheidung wird in Ländern mit hohen Brutto-Kinderbetreuungskosten besonders ausgeprägt.

Nettokosten für Haushalte mit einem Verdiener

Für Haushalte mit einem Verdiener können die Netto-Kinderbetreuungskosten in Ländern wie Griechenland, Italien und Malta aufgrund robuster Leistungsstrukturen nicht existent sein. Sie können jedoch in der Schweiz auf 10.200 € ansteigen, dicht gefolgt vom Vereinigten Königreich (9.991 €) und Irland (8.409 €). Andere Nationen mit hohen Nettokosten für Alleinverdiener sind die Niederlande (6.563 €), Belgien (5.524 €), Finnland (4.539 €) und Norwegen (4.177 €). Bemerkenswert ist, dass in 18 der 31 analysierten Länder die Nettokosten für Einverdiener-Familien unter 2.000 € bleiben, wobei 10 davon null oder unter 1.050 € melden.

Nettokosten für Zwei-Verdiener-Haushalte

Die finanzielle Situation verschiebt sich für Zwei-Verdiener-Paare erheblich. In vielen Ländern steigen die Netto-Kinderbetreuungskosten erheblich, da die Leistungen für Haushalte mit doppeltem Einkommen oft geringer ausfallen. Die Schweiz führt erneut mit 27.551 €, gefolgt von den Niederlanden mit 15.915 €. Auch im Vereinigten Königreich (13.662 €), Irland (13.056 €) und Belgien (11.186 €) übersteigen die Kosten für Zwei-Verdiener-Familien 10.000 €. Trotz dieser hohen Zahlen bleiben die Netto-Kinderbetreuungskosten für Zwei-Verdiener-Paare in den meisten Ländern unter 2.500 €, wobei Italien und Malta weiterhin bei null liegen und Deutschland bei lediglich 430 €. Frankreich liegt bei 6.523 €, während Spanien mit 2.452 € deutlich niedriger ist.

Leistbarkeit: Kinderbetreuung als Prozentsatz des Einkommens

Der vielleicht wichtigste Indikator für die Leistbarkeit von Kinderbetreuung ist der Prozentsatz des durchschnittlichen nationalen Haushaltslohns, der für die Netto-Kinderbetreuungskosten aufgewendet wird. Diese Metrik ermöglicht einen klaren Vergleich der finanziellen Belastung zwischen den Nationen.

  • Für Alleinerziehende oder Einverdiener-Familien reicht der Einkommensanteil von nur 1 % in Deutschland bis zu 18 % im Vereinigten Königreich und 17 % in der Slowakei. Irland (14 %), Tschechien (12 %), die Niederlande und Rumänien (jeweils 11 %) sowie die Schweiz (10 %) zeigen ebenfalls erhebliche Anteile. Der Fall Rumäniens, mit einem 14. Rang bei den Nominalkosten, aber einem 6. Rang beim Einkommensanteil, unterstreicht, wie niedrigere Durchschnittslöhne die finanzielle Belastung verschärfen.
  • Für Zwei-Verdiener-Paare steigt die Belastung in bestimmten Regionen erheblich. Während Malta, Bulgarien und Italien null melden, führt die Schweiz die Liste mit 28 % an. Zypern und die Niederlande folgen mit jeweils 26 %, und das Vereinigte Königreich mit 25 %, was bedeutet, dass ein Viertel oder mehr des Haushaltseinkommens durch Kinderbetreuungskosten aufgezehrt wird. Im Gegensatz dazu erfordern 19 Länder 9 % oder weniger des Durchschnittslohns, darunter Spanien (8 %) und Deutschland (1 %).

Die unverhältnismäßige Belastung von Doppelverdiener-Haushalten zeigt sich in mehreren Ländern. In Zypern steigt der Anteil von 6 % für Einverdiener auf 26 % für Zwei-Verdiener; in der Schweiz springt er von 10 % auf 28 %; in den Niederlanden von 11 % auf 26 %; in Belgien von 9 % auf 19 %; und in Frankreich von 6 % auf 15 %. Solch hohe Anteile können Entscheidungen zur Erwerbsbeteiligung, insbesondere für Zweitverdiener, erheblich beeinflussen und die wirtschaftliche Stabilität des Haushalts beeinträchtigen.

Strukturelle Faktoren hinter den Kostenunterschieden

Die gravierenden Unterschiede bei den Kinderbetreuungskosten wurzeln oft in grundlegenden strukturellen Ansätzen der frühkindlichen Bildung. Wie Michael Fuchs, Senior Researcher am Europäischen Zentrum für Sozialpolitik und Forschung, erklärt, weisen Länder wie Deutschland und Österreich sehr niedrige Brutto-Kinderbetreuungskosten auf, hauptsächlich weil die meisten öffentlichen Einrichtungen Dienstleistungen mit minimalen oder keinen Gebühren anbieten. So sind beispielsweise Krippen und Kindergärten in Österreich oft kostenlos, wobei Eltern nur die Kosten für das Mittagessen tragen. Dieses Modell der öffentlichen Bereitstellung reduziert die direkte finanzielle Belastung für Familien erheblich.

Im Gegensatz dazu sind im Vereinigten Königreich hohe Brutto-Kinderbetreuungskosten weitgehend auf einen weit verbreiteten privaten Markt zurückzuführen. Ein System, das überwiegend auf private Anbieter angewiesen ist, führt in der Regel zu höheren Gebühren, da diese Institutionen nach anderen Wirtschaftsmodellen als öffentlich finanzierte arbeiten. Diese strukturelle Divergenz schafft große Ungleichheiten beim Zugang und der Leistbarkeit in der europäischen Wirtschaftslandschaft und stellt eine erhebliche Herausforderung für politische Entscheidungsträger dar, die eine gerechte und qualitativ hochwertige frühkindliche Betreuung anstreben, die sowohl das familiäre Wohl als auch ein breiteres Wirtschaftswachstum unterstützt.

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