Der transpazifische Containerschifffahrtsmarkt steht bis 2025 vor erheblichen Frachtratenkürzungen, angetrieben durch ein anhaltendes Überangebot an Schiffskapazität und sich wandelnde globale Handelsdynamiken. Während geopolitische Spannungen und Zollstrategien traditionelle Routen neu gestalten, bieten eben diese Verschiebungen paradoxerweise einen partiellen Puffer gegen stärkere Rückgänge der Frachtraten.
- Erhebliche Frachtratenkürzungen auf dem transpazifischen Markt bis 2025 prognostiziert.
- Anhaltendes Überangebot an Schiffskapazität als Haupttreiber des Rückgangs.
- Spotraten von Asien zu den US-Küsten sind seit dem 1. Juni um 58 % (Westen) bzw. 46 % (Osten) gesunken.
- Ein kurzer Ratenanstieg im Mai/Juni aufgrund einer Zollpause zerstreute sich schnell durch Kapazitätsflut.
- Umleitungen (z.B. um das Kap der Guten Hoffnung) wirken als Teildämpfer für den Ratenverfall.
- Reedereien greifen zunehmend zu Leerfahrten und Stornierungen, um das Angebot zu steuern.
Aktuelle Daten untermauern diesen Abschwung. Die durchschnittlichen Spotraten für Container von Asien zu den West- und Ostküsten der USA sind seit dem 1. Juni um 58 % bzw. 46 % eingebrochen, so das Schifffahrtsanalyseunternehmen Xeneta, das weitere Rückgänge prognostiziert. Dieser starke Rückgang folgt auf einen kurzen Ratenanstieg Ende Mai und Anfang Juni, der durch Reeder ausgelöst wurde, die eine 90-tägige Pause bei den Zöllen von US-Präsident Donald Trump nutzten. Dieses Momentum verflüchtigte sich jedoch rasch, da der Markt mit Kapazitäten überschwemmt wurde.
Branchenexperten weisen einhellig auf Überkapazitäten als primären Marktstörer hin. Erik Devetak, Chief Technology and Data Officer bei Xeneta, bemerkte: „Es gibt weltweit erhebliche Überkapazitäten, und dies wird den Markt weiterhin prägen.“ Erschwerend kommen ungelöste Handelsgespräche zwischen den USA und China hinzu, obwohl sich die Beamten darauf geeinigt haben, eine Verlängerung ihres 90-tägigen Zollfriedens zu suchen. Die entscheidende Handelsroute China-USA, die historisch sehr profitabel war, erlebt eine gedämpfte Nachfrage, was die Rentabilität der Reedereien beeinträchtigt. Niki Frank, CEO von DHL Global Forwarding Asia Pacific, stellte fest, dass die Reedereien, die auf dem Transpazifik übereilt Kapazitäten hinzugefügt hatten, um frühe Gewinne zu erzielen, nun angesichts der nachlassenden Marktdynamik einem offensichtlichen Überangebot gegenüberstehen.
Folglich greifen die Reedereien zu operativen Anpassungen, um das Ungleichgewicht zu steuern. Devetak erwartet, dass „Leerfahrten und Stornierungen zu einem wiederkehrenden Thema werden, da die Reedereien verzweifelt versuchen, die Frachtraten hochzuhalten“ – eine Strategie zur Reduzierung der verfügbaren Kapazität. Jarl Milford, maritimer Analyst bei Veson Nautical, bestätigt diese Einschätzung und erwartet einen stetigen Rückgang der Raten in der zweiten Jahreshälfte, da weitere Schiffe in Dienst gestellt werden. Dies wird durch „anhaltende Unsicherheiten, einschließlich der Zollpolitik und der sich verlangsamenden globalen Nachfrage“ verschärft. Ocean Network Express (ONE), eine große Containerreederei, hob ebenfalls „jüngste Handelsunsicherheiten“ hervor, die ihre Visibilität für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres erschweren.
Umleitung als mildernder Faktor
Trotz des vorherrschenden Gegenwinds sorgt eine entscheidende Dynamik für etwas Marktstabilität: die umfangreiche Umleitung von Schiffen. Reedereien weichen aufgrund anhaltender Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen zunehmend vom Roten Meer ab und entscheiden sich für längere Fahrten um das Kap der Guten Hoffnung. Darüber hinaus umgehen einige bestimmte US-Häfen, um Zollimplikationen zu vermeiden. Diese verlängerten Transitzeiten binden mehr Schiffe, absorbieren effektiv einen Teil der globalen Überkapazität und tragen laut Analysten dazu bei, eine Untergrenze für ansonsten sinkende Frachtraten zu bilden. Diese strategische Anpassung, die zwar die Betriebskosten und Transitzeiten erhöht, spielt eine entscheidende Rolle beim Ausgleich des Angebots-Nachfrage-Verhältnisses in einem anspruchsvollen Markt.

Sebastian ist unser Spezialist für Makroökonomie und Geldpolitik: Er zerlegt EZB-Protokolle, vergleicht weltweite Inflationsdaten und liefert Leitartikel, die selbst Zentralbankerinnen lesen, um am Puls der Märkte zu bleiben. Mit über zehn Jahren Erfahrung in Research-Häusern verbindet er akademische Tiefe mit journalistischer Klarheit – und findet stets den passenden historischen Vergleich, wenn ein neuer Konjunkturzyklus anrollt. Angeblich hat er einmal versucht, seine Kaffeemaschine auf „Quantitative Easing“ umzustellen; seither gibt sie doppelte Espresso-Shots aus, doch die Geldmenge in seiner Brieftasche blieb erstaunlich stabil.