Trotz Chinas gemeldetem BIP-Wachstum von 5,2 % im Jahresvergleich im zweiten Quartal 2025, das die Prognosen leicht übertraf, offenbart die zugrunde liegende Wirtschaftslandschaft erhebliche interne Schwachstellen und zunehmenden externen Druck. Diese moderate Expansion, eine Verlangsamung gegenüber dem Vorquartal, verschleiert tiefe strukturelle Ungleichgewichte und eine Abhängigkeit von gezielten politischen Interventionen anstelle einer robusten Binnennachfrage. Pekings Wirtschaftsstrategie erscheint zunehmend komplex, da sie sich in einem anhaltenden Deflationszyklus, einem angeschlagenen Immobilienmarkt und eskalierenden internationalen Handelsspannungen bewegt.
- Chinas BIP-Wachstum im zweiten Quartal 2025 betrug 5,2 % im Jahresvergleich, was eine leichte Übertreffung der Prognosen darstellt, jedoch eine Verlangsamung gegenüber dem Vorquartal.
- Die Wirtschaftsimpulse resultierten hauptsächlich aus umfangreichen staatlichen Subventionen für das verarbeitende Gewerbe und einem Anstieg präventiver Exporte.
- China durchläuft die längste Deflationsphase seit Jahrzehnten, was Konsum, Löhne und Unternehmensmargen negativ beeinflusst.
- Der Immobilienmarkt verzeichnete im Juni den stärksten Preisrückgang seit acht Monaten (-0,3 % in 70 Schlüsselstädten).
- Die Neuaushandlung des Handelsabkommens mit den USA ist vor dem 12. August angesetzt, während die Beziehungen zur EU angespannt bleiben.
- Berater der People’s Bank of China haben ein Konjunkturpaket von bis zu 1,5 Billionen Yuan vorgeschlagen, Peking zögert jedoch noch bei drastischen Maßnahmen.
Der Impuls für Chinas Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal stammte größtenteils aus erheblichen staatlichen Subventionen, die in den verarbeitenden Sektor geleitet wurden, sowie aus einem Anstieg präventiver Exporte. Dieser strategische Vorstoß zielte darauf ab, die Auswirkungen erwarteter höherer Zölle von wichtigen Handelspartnern abzumildern. Insbesondere die Exporte verzeichneten einen bemerkenswerten Anstieg von 5,8 %, was teilweise durch eine Neuorientierung der Handelsströme in Richtung Südostasien und Europa erleichtert wurde. Diese Umleitung wurde entscheidend, nachdem die Regierung von Präsident Donald Trump die Zölle auf bestimmte chinesische Waren im April zunächst auf bis zu 145 % erhöht hatte, bevor sie diese nach einem Handelsabkommen im Mai auf 55 % reduzierte.
Im Inland kämpft China weiterhin mit der längsten Deflationsperiode seit Jahrzehnten, einem Phänomen, das das Verbrauchervertrauen untergräbt, Löhne drückt und die Gewinnmargen der Unternehmen einschränkt. Während die Industrieproduktion im Juni mit einem Aufschwung von 6,8 % Widerstandsfähigkeit zeigte, verlangsamte sich das Wachstum der Einzelhandelsumsätze auf 4,8 %, was anhaltende Schwächen im Binnenkonsum unterstreicht. Diese Divergenz verdeutlicht die Herausforderung, die Wirtschaft auf ein nachfrageorientiertes Wachstum umzustellen.
Die städtische Arbeitslosenquote lag im Juni unverändert bei 5 %, ein Wert, der mit 12,2 Millionen neuen Hochschulabsolventen, die in einen anspruchsvollen Arbeitsmarkt eintreten, voraussichtlich steigen wird. Obwohl der Konsum eine erklärte Priorität ist, hat Peking weitgehend auf direkte Haushaltsüberweisungen verzichtet. Stattdessen stellte die Regierung rund 300 Milliarden Yuan (etwa 41,8 Milliarden US-Dollar) für Subventionen für Konsumgüter, insbesondere Elektronik, bereit. Das Programm stieß jedoch auf Implementierungshürden, da mehrere Städte die Teilnahme aufgrund von Finanzierungsengpässen aussetzten, obwohl eine neue Runde von Zuweisungen angekündigt wurde.
Immobilien- und Marktdynamik
Der Immobiliensektor bleibt eine erhebliche Belastung für die wirtschaftliche Vitalität. Die Preise für neue Häuser in 70 Schlüsselstädten erlebten im Juni ihren stärksten Rückgang seit acht Monaten und fielen um 0,3 %. Dieser Trend ist besonders besorgniserregend, da Immobilien in China etwa 70 % des Haushaltsvermögens ausmachen und sich direkt auf die Konsumausgaben und das breitere Wirtschaftsvertrauen auswirken. Die Behörden haben eingeräumt, dass die derzeitigen Maßnahmen nicht ausreichen, um den Abschwung des Sektors umzukehren. Gleichzeitig komprimieren sich die Unternehmensmargen aufgrund der sich verschärfenden Preiskämpfe in wichtigen Sektoren, darunter Elektrofahrzeuge und Lebensmittel, was zu steigenden Verlusten für viele Unternehmen führt. Der Erzeugerpreisindex erreichte zudem den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren, was den allgegenwärtigen Deflationsdruck weiter widerspiegelt.
Geopolitische und handelspolitische Herausforderungen
Extern steht China inmitten anhaltender Handelsspannungen vor einem heiklen Balanceakt. Die entscheidende Neuverhandlung des Handelsabkommens zwischen China und den Vereinigten Staaten ist vor dem 12. August angesetzt. Gleichzeitig sind die Beziehungen zur Europäischen Union angespannt, wobei der Block Chinas neue Exportkontrollen für kritische Seltenerdmineralien kritisiert. Ein hochrangiges Treffen zwischen EU- und Pekinger Beamten ist für den aktuellen Monat geplant, was die Bedeutung dieser diplomatischen und wirtschaftlichen Dialoge unterstreicht.
Inmitten dieser Herausforderungen haben einige Berater der People’s Bank of China ein substanzielles fiskalisches Konjunkturpaket von bis zu 1,5 Billionen Yuan vorgeschlagen, um den sich verstärkenden Auswirkungen von Zöllen und internen Verlangsamungen entgegenzuwirken. Peking scheint jedoch zögerlich, drastische Maßnahmen zu ergreifen, solange die offiziellen Wirtschaftsdaten den Anschein von Stabilität wahren, und entscheidet sich stattdessen für gezieltere und inkrementelle Interventionen, um die komplexe Wirtschaft zu steuern.

Lukas durchleuchtet Quartalsberichte mit der Präzision eines Datenanalysten und dem Spürsinn eines Investigativjournalisten. Seine Schwerpunkte reichen von DCF-Modellen bis zu Governance-Scores, wodurch er Anlegerinnen und Anlegern konkrete Handlungsoptionen aufzeigt – verständlich, nachvollziehbar und immer faktenbasiert. Er glaubt fest daran, dass Kennzahlen mehr verraten als Vorstandspräsentationen, weshalb er bei Earnings-Calls neben dem Ton auch die Kaffeetassenanzahl des Managements im Blick behält: Je leerer, desto spannender der Ausblick.