Die Schweizer Regierung hat ihre Konjunkturerwartungen für 2026 nach unten korrigiert. Ein wesentlicher Faktor dafür sind die Strafzölle der Trump-Regierung. Diese Handelsmaßnahmen üben erheblichen Druck auf Schweizer Industrien aus, insbesondere auf jene, die stark vom Export in die USA abhängig sind, einem traditionell wichtigen Markt für Schweizer Güter. Die angepasste Prognose spiegelt eine vorsichtigere Einschätzung des Wirtschaftswachstums wider und signalisiert potenzielle Gegenwinde, die die breitere Wirtschaftslandschaft beeinflussen könnten.
Die Regierung senkte ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 1,3 %, eine für die Schweiz als „deutlich unterdurchschnittlich“ bezeichnete Zahl. Die Prognosen für 2026 wurden weiter angepasst: Das erwartete Bruttoinlandprodukt (BIP) soll um 0,9 % wachsen, eine Reduzierung gegenüber den zuvor prognostizierten 1,2 %. Diese Abwärtskorrektur unterstreicht die spürbaren Auswirkungen der erhöhten US-Zölle, die laut offiziellen Angaben „den Ausblick für die Schweizer Wirtschaft weiter eingetrübt haben“.
Die Schweiz, eine tief in den Welthandel integrierte Volkswirtschaft, sieht sich aufgrund jüngster Änderungen der Handelspolitik erheblichen Herausforderungen gegenüber. Eine besonders folgenschwere Entwicklung ereignete sich im August, als die Schweiz nach erfolglosen Verhandlungen mit US-Handelsvertretern mit Zöllen von bis zu 39 % auf Waren in die USA konfrontiert wurde. Dies brachte wichtige Schweizer Exportsektoren wie Pharmazeutika, Uhren, Edelmetalle und Luxusgüter in eine deutliche Wettbewerbsnachteil. Insbesondere Marken- und patentgeschützte Pharmazeutika unterliegen nun einem erheblichen Zolltarif von 100 %, es sei denn, die Hersteller errichten oder unterhalten Produktionsstätten in den Vereinigten Staaten.
Handelspolitik und wirtschaftliche Auswirkungen
Das vorherrschende handelspolitische Umfeld wird voraussichtlich nur zu einem geringen Wachstum der globalen Nachfrage nach Schweizer Produkten und Dienstleistungen in den kommenden Quartalen führen. Schweizer Beamte erklärten, dass die zusätzlichen Zölle eine „schwere Belastung“ für betroffene Sektoren und exportorientierte Unternehmen darstellen und das Potenzial für weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen haben. Diese anhaltende Unsicherheit dämpft auch die gesamtwirtschaftliche Aktivität. Verschärft wird dies dadurch, dass andere Handelspartner oft günstigere Zollsätze erzielt haben, was Schweizer Exporteure auf dem US-Markt benachteiligt. Die Regierung wies darauf hin, dass eine günstigere wirtschaftliche Entwicklung von einer Einigung mit den USA oder einer allgemeinen Lockerung der internationalen Handelspolitik abhängen würde.
Der Schweizer Franken und wachsende Risiken
Neben handelsbedingten Belastungen trägt auch die Aufwertung des Schweizer Frankens zu den wirtschaftlichen Komplexitäten des Landes bei. Der Franken, der typischerweise als sicherer Hafen gilt, hat inmitten globaler Unsicherheit in diesem Jahr einen erheblichen Zuwachs von über 12 % verzeichnet. Diese Aufwertung stellt eine Herausforderung für die Schweizerische Nationalbank dar, übt Abwärtsdruck auf die Preise aus und erschwert die Bemühungen, Deflation und negative Zinssätze zu vermeiden. Beamte warnten, dass eine weitere Aufwertung des Frankens plausibel sei, insbesondere wenn sich das internationale Umfeld verschlechtere. Anhaltende Risiken, darunter potenzielle Marktkorrekturen, globale Staatsverschuldungsbedenken und geopolitische Instabilität, könnten zusätzlichen Aufwärtsdruck auf den Franken ausüben.
Charlotte de Montpellier, Chefökonomin für Frankreich und die Schweiz bei ING, wies darauf hin, dass die Risiken für die Schweizer Wirtschaft zunehmen. Da der US-Markt einen erheblichen Teil des Schweizer BIP ausmacht, werden die direkten Auswirkungen der erhöhten Zölle als erheblich eingeschätzt. De Montpellier hat ihre eigene Wachstumsprognose für die Schweiz für 2026 auf 0,8 % revidiert und damit ihre frühere Prognose fast halbiert. Sie glaubt, dass das Risiko-Ertrags-Verhältnis nach unten geneigt ist, mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für negatives Quartalswachstum. Diese Phase erhöhter Unsicherheit wird voraussichtlich zu einer deutlichen Verlangsamung der Dynamik der Schweizer Wirtschaftsaktivität führen.
Quellen

Lukas durchleuchtet Quartalsberichte mit der Präzision eines Datenanalysten und dem Spürsinn eines Investigativjournalisten. Seine Schwerpunkte reichen von DCF-Modellen bis zu Governance-Scores, wodurch er Anlegerinnen und Anlegern konkrete Handlungsoptionen aufzeigt – verständlich, nachvollziehbar und immer faktenbasiert. Er glaubt fest daran, dass Kennzahlen mehr verraten als Vorstandspräsentationen, weshalb er bei Earnings-Calls neben dem Ton auch die Kaffeetassenanzahl des Managements im Blick behält: Je leerer, desto spannender der Ausblick.