Ein bemerkenswertes Paradoxon prägt die aktuelle Anlagelandschaft: Globale Fondsmanager zeigen sich so optimistisch wie seit Monaten nicht mehr und leiten erhebliche Kapitalmengen in Technologiewerte, obwohl ein Rekordanteil anerkennt, dass die Aktienmärkte überbewertet sind. Diese Dynamik, die in einer aktuellen Umfrage der Bank of America (BofA) erfasst wurde, unterstreicht eine vorherrschende Risikobereitschaft, die von spezifischen makroökonomischen Ausblicken angetrieben wird und nicht von Bedenken hinsichtlich einer Marktüberhitzung.
Die BofA-Umfrage vom September, an der 165 Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von 426 Milliarden US-Dollar vom 5. bis 11. September teilnahmen, ergab, dass der Optimismus der Anleger den höchsten Stand seit Februar 2025 erreichte. Der Sentiment-Index der Fondsmanager stieg im September auf 5,4, von 4,5 im August, was den höchsten Wert des Jahres darstellt. Bemerkenswerte 28 % der Befragten übergewichten globale Aktien, ein Anstieg um 14 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat, was eine deutliche Verschiebung hin zu risikoreicheren Anlagen signalisiert. Insbesondere der Technologiesektor verzeichnete einen Vertrauensschub, wobei 20 % der Anleger Technologiewerte übergewichten, der höchste Stand seit Juli 2024.
Trotz dieser bullischen Positionierung sind 58 % der befragten Anleger der Meinung, dass die globalen Aktienmärkte überbewertet sind, ein leichter Anstieg gegenüber 57 % im August. Dies steht in starkem Kontrast zu den Anleihemärkten, wo nur 10 % der Anleger eine Überbewertung wahrnehmen. Entscheidend ist, dass diese weit verbreitete Anerkennung überhöhter Bewertungen die Anleger nicht abschreckt; die Marktüberbewertung gehört nicht zu ihren größten Sorgen, was auf die Bereitschaft hindeutet, konventionelle Warnsignale im Streben nach Wachstum zu ignorieren.
Wichtige Risiken und Wirtschaftsausblick
Stattdessen sind die Fondsmanager hauptsächlich mit makroökonomischen Faktoren beschäftigt. Die bedeutendsten identifizierten "Tail Risks" waren eine zweite Inflationswelle, die von 26 % der Befragten genannt wurde, gefolgt von einem Verlust der Unabhängigkeit der Zentralbanken und einer möglichen Schwächung des US-Dollars mit jeweils 24 %. Interessanterweise haben die Sorgen über Handelskriege, die im August 29 % der Befragten beunruhigten, deutlich nachgelassen und sind in der neuesten Umfrage auf nur noch 12 % gefallen.
Weitere Erkenntnisse aus der Umfrage zeigen einen deutlichen Anstieg der Risikobereitschaft. Die Bargeldallokationen in den Portfolios sind auf 3,9 % gesunken, was einem Einjahrestief entspricht. Die Anleger identifizierten Long-Positionen in den "Magnificent Seven"-Technologiewerten und Gold als die am stärksten "überlaufenen" Trades. Auf der wirtschaftlichen Seite favorisiert der Konsens eine "sanfte Landung" für die US-Wirtschaft, wobei eine Rezession von den meisten Befragten als unwahrscheinlich eingeschätzt wird. Diese optimistische Aussicht wird durch die Tatsache verstärkt, dass 47 % der Teilnehmer mindestens vier Zinssenkungen durch die Federal Reserve in den nächsten 12 Monaten erwarten.
Diese Ergebnisse decken sich mit Trends, die in früheren BofA-Umfragen beobachtet wurden. Ein Bericht vom Mai zeigte einen 19-Jahres-Höchststand der Anlegerpessimismus gegenüber dem Dollar, während die Erwartungen an eine "sanfte Landung" nach diplomatischen Kontakten an Fahrt gewannen. Ebenso verzeichnete eine Umfrage vom Juli die höchste Rückkehr zu risikoreichen Anlagen seit 23 Jahren, mit einem starken Fokus auf Technologie- und US-amerikanische sowie EU-Aktien, untermauert durch wachsenden Optimismus für die globale Wirtschaftsexpansion.