Präsident Donald Trumps umfangreiche Zollpolitik steht derzeit im Mittelpunkt eines hochriskanten Rechtsstreits. Der Oberste Gerichtshof wird voraussichtlich über deren Rechtmäßigkeit entscheiden und könnte möglicherweise eine massive finanzielle Verpflichtung für das US-Finanzministerium auslösen. Finanzminister Scott Bessent äußerte kürzlich Vertrauen in die Position der Regierung, warnte jedoch gleichzeitig vor den tiefgreifenden wirtschaftlichen Folgen, sollte das Gericht gegen das Weiße Haus entscheiden, einschließlich der Möglichkeit von Zollrückerstattungen in Höhe von Hunderten von Milliarden.
Der Rechtsstreit verschärfte sich nach einem Urteil eines Bundesberufungsgerichts im letzten Monat, das die meisten von Trumps „Gegenzöllen“ für illegal erklärte, mit der Begründung, der Präsident habe seine Exekutivbefugnisse überschritten. Diese Zölle wurden umfassend im Rahmen einer Politik namens „Liberation Day“ angewendet. Da das Urteil des Berufungsgerichts am 14. Oktober in Kraft treten soll, hat das Justizministerium dringend eine beschleunigte Entscheidung des Obersten Gerichtshofs beantragt, mit dem Ziel, die Feststellung aufzuheben und die aktuelle Zollstruktur beizubehalten.
Mögliche Billionen-Dollar-Rückerstattung
Die finanziellen Auswirkungen einer negativen Entscheidung des Obersten Gerichtshofs sind erheblich. Minister Bessent betonte, dass das Finanzministerium, sollte der Oberste Gerichtshof die Zölle aufheben, gezwungen sein könnte, etwa die Hälfte der eingenommenen Gelder zurückzuerstatten. Er warnte zudem vor einem „schrecklichen“ Szenario für das Finanzministerium, sollte eine endgültige Entscheidung bis 2026 verzögert werden, und schätzte, dass bis dahin Zölle in Höhe von 750 Milliarden bis 1 Billion US-Dollar erhoben worden sein könnten. Die Rückabwicklung einer solch enormen Summe würde nicht nur erhebliche Störungen verursachen, sondern auch einen riesigen Geldsegen für Importeure und einen schweren finanziellen Schlag für die Bundesregierung bedeuten.
Debatte über wirtschaftliche Auswirkungen: Verbraucher, Arbeitsplätze und Löhne
Inmitten der rechtlichen und finanziellen Unsicherheit bleiben die wirtschaftlichen Auswirkungen der Zölle ein strittiger Punkt. Bessent weist vehement Behauptungen zurück, dass die Zölle die Kosten für amerikanische Verbraucher erhöhen, und bezeichnet Kritiken aus Unternehmensgewinnberichten als „drakonische Szenarien“. Er verwies auf robuste Wirtschaftsindikatoren wie ein BIP-Wachstum von 3,3 % und einen boomenden Aktienmarkt als Beweis für die erfolgreiche Wirtschaftspolitik der Regierung, die sowohl großen als auch kleinen Unternehmen zugutekommt.
Daten des Bureau of Labor Statistics zeichnen jedoch ein komplexeres Bild, insbesondere im Hinblick auf den Fertigungssektor. Im August verzeichneten die USA einen Verlust von 12.000 Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe, was die Gesamtverluste seit April, als das neue Zollregime eingeführt wurde, auf 42.000 erhöht. Außerhalb des verarbeitenden Gewerbes meldete das Center for American Progress seit April einen landesweiten Rückgang von 76.000 offenen Stellen und 18.000 Neueinstellungen. Ökonomen schätzen zudem, dass US-Haushalte aufgrund dieser Zölle nun zusätzlich 2.400 US-Dollar pro Jahr ausgeben. Gleichzeitig zeigten die Löhne im verarbeitenden Gewerbe nur minimales Wachstum, wobei der durchschnittliche Stundenlohn im August gegenüber Juli um lediglich 10 Cent auf 35,50 US-Dollar stieg.
Trotz dieser Zahlen äußerte Minister Bessent die Zuversicht, dass sich der Fertigungssektor erholen werde, und prognostizierte eine „erhebliche Beschleunigung“ bis zum vierten Quartal des Jahres. Die Trump-Regierung, unterstützt von Bessent, bleibt bei ihrem rechtlichen Vorgehen standhaft und treibt die Berufung vor dem Obersten Gerichtshof voran. Sollten die Richter letztendlich gegen die Regierung entscheiden, hat Bessent klargestellt, dass das Finanzministerium dem Gerichtsbeschluss Folge leisten würde.

Sebastian ist unser Spezialist für Makroökonomie und Geldpolitik: Er zerlegt EZB-Protokolle, vergleicht weltweite Inflationsdaten und liefert Leitartikel, die selbst Zentralbankerinnen lesen, um am Puls der Märkte zu bleiben. Mit über zehn Jahren Erfahrung in Research-Häusern verbindet er akademische Tiefe mit journalistischer Klarheit – und findet stets den passenden historischen Vergleich, wenn ein neuer Konjunkturzyklus anrollt. Angeblich hat er einmal versucht, seine Kaffeemaschine auf „Quantitative Easing“ umzustellen; seither gibt sie doppelte Espresso-Shots aus, doch die Geldmenge in seiner Brieftasche blieb erstaunlich stabil.