Das britische Finanzministerium leitet eine bedeutende Neuausrichtung seines Finanzregulierungssystems ein: Finanzministerin Rachel Reeves stellt Pläne zur Lockerung von Beschränkungen für Banken und Finanzunternehmen vor. Dieser Schritt zielt darauf ab, die träge britische Wirtschaft durch die Förderung eines „informierten Risikoverhaltens“ zu beleben. Die geplanten Maßnahmen stellen die umfangreichsten Reformen im Finanzdienstleistungssektor seit über einem Jahrzehnt dar, mit dem Ziel, das Finanzwesen als Hauptmotor für nationale Investitionen und eine breitere wirtschaftliche Vitalität zu stärken.
- Das britische Finanzministerium plant umfassende Reformen zur Deregulierung des Finanzsektors.
- Ziel ist die Belebung der Wirtschaft durch die Förderung eines „informierten Risikoverhaltens“.
- Es handelt sich um die bedeutendsten Finanzreformen seit über zehn Jahren.
- Geplante Änderungen umfassen die Überprüfung von „Ringfencing“-Regeln und Eigenkapitalanforderungen.
- Die Bank of England erlaubt Hypothekengebern Darlehen über das 4,5-fache des Käufereinkommens.
- Die Labour-Regierung (gewählt im Juli 2024) steht vor erheblichen finanzpolitischen Herausforderungen.
Hintergrund und Ziele der Reformen
Reeves argumentiert, dass die aktuellen Vorschriften, die nach der globalen Finanzkrise von 2008 eingeführt wurden, übermäßig belastend geworden sind und die Geschäftsdynamik behindern. Zu den vorgeschlagenen Änderungen gehören die Überprüfung der „Ringfencing“-Regeln, die das Privat- und Investmentbanking voneinander trennen, sowie eine Neubewertung der Eigenkapitalanforderungen der Banken. Das übergeordnete Ziel ist es, Kapital und operative Kapazitäten im Finanzsektor freizusetzen, um so höhere Kreditvergaben und Investitionen zu fördern, wovon die arbeitenden Haushalte voraussichtlich profitieren werden.
Unterstützende Maßnahmen und Regulierungsappell
Zur Unterstützung dieser Wachstumsagenda lobte die Finanzministerin neue Richtlinien der Bank of England, die es Hypothekengebern erlauben, Darlehen zu vergeben, die das 4,5-fache des Einkommens eines Käufers übersteigen. Dies ist eine Maßnahme, von der erwartet wird, dass sie den Erwerb von Wohneigentum für Erstkäufer ankurbelt. Reeves forderte zudem andere Regulierungsbehörden auf, eine ähnlich proaktive, wachstumsorientierte Haltung einzunehmen und übermäßige Vorsicht zu vermeiden, die die wirtschaftliche Expansion ersticken könnte.
Wirtschaftlicher Kontext und politische Herausforderungen
Dieser Deregulierungsdruck erfolgt, während die im Juli 2024 gewählte Labour-Regierung eine komplexe Wirtschaftslandschaft navigiert und sich damit auseinandersetzt, ihre Wachstumsverpflichtungen zu erfüllen. Jüngste, kostspielige Politikwechsel, darunter die Wiedereinführung von Winterheizungszuschüssen und die Abkehr von geplanten Kürzungen der Sozialausgaben, haben die öffentlichen Finanzen erheblich belastet. Diese Kehrtwendungen haben die künftigen Einnahmen des Finanzministeriums um Milliarden von Pfund reduziert und die Wahrscheinlichkeit von Steuererhöhungen im Herbst erhöht, trotz früherer Versprechen, die Umsatz- oder Einkommensteuern nicht zu erhöhen.
Die wirtschaftliche Entwicklung der Regierung bleibt unter genauer Beobachtung. Die Marktsensibilität gegenüber wahrgenommener politischer Instabilität hat die Kreditkosten beeinflusst. Nichtsdestotrotz unterstreicht die öffentliche Unterstützung von Premierminister Keir Starmer für die Richtung des Finanzministeriums das Engagement der Regierung für ihre Wirtschaftsstrategie inmitten der anhaltenden Herausforderungen.